Wer sein selbst genutztes Haus klimafreundlich saniert, steckt im Schnitt 46.000 Euro in die Modernisierung. Danach aber spart das Haus reichlich Energiekosten.
Der Wunsch nach einer eigenen Immobilie steht bei den Deutschen hoch im Kurs. Laut einer Umfrage von TNS Emnid würden 57 Prozent aller Mieter lieber im eigenen Haus wohnen. Besonders ausgeprägt ist der Wunsch nach Wohneigentum bei jüngeren Menschen. Bis zum 30. Lebensjahr liegt er bei rund 80 Prozent. In der Gruppe der 30- bis 44-Jährigen wünschen sich 68 Prozent eigene vier Wände und bei den 45- bis 59-Jährigen ist es noch mehr als die Hälfte der Mieter, die gern Wohneigentum hätte.
Im europäischen Vergleich kann Deutschland bei der Quote des Wohneigentums keine vorderen Plätze belegen. Lediglich 43 Prozent der Haushalte leben in den eigenen vier Wänden. Der Durchschnitt der Europäischen Union liegt bei 60 Prozent. Ebenfalls weit hinten rangiert Deutschland beim Wohnungsneubau. Im vergangenen Jahr entstanden statistisch pro 1000 Einwohner nur knapp zwei neue Wohnungen. „In der Schweiz werden fast viermal so viele neue Wohnungen gebaut“, rechnet LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm vor. Diese Talsohle scheint inzwischen durchschritten.
Für 2011 erwartet Hamm einen Anstieg der Genehmigungen im Wohnungsbau um zwölf Prozent auf rund 215.000. Ein wieder größer werdendes Interesse an Wohneigentum bestätigt auch Carolin Hegenbarth, Pressesprecherin beim Immobilienverband IVD: „Der Markt zieht an.“ Neben Neubauten seien auch Bestandsimmobilien nach wie vor sehr gefragt. Durch die geringe Neubautätigkeit in den vergangenen Jahren finden die Gebrauchten „reißenden Absatz“, und die Angebote werden knapp, sagt Hegenbarth. Voraussetzung sei allerdings, dass Lage und Qualität stimmen.
Die eigene Immobilie bleibt angesagt
„Das eigene Häuschen im Grünen ist kein Auslaufmodell“, wichtig sei aber die Stadtnähe. Vieles spricht für die eigene Immobilie. Neben der Lebensqualität ist es für die meisten auch eine zusätzliche private Altersvorsorge, die Unabhängigkeit und Sicherheit bietet. Werden die Deutschen vor die Frage gestellt, ob sie lieber einen Neu- oder einen Altbau kaufen würden, entscheiden sich 52 Prozent für den Neubau. Mit einem Altbau liebäugeln 40 Prozent, so das Ergebnis einer Emnid-Umfrage im Auftrag der BHW Bausparkasse. Besonders ältere Befragte entscheiden sich vorzugsweise für einen Neubau. In der Altersgruppe der über 60-Jährigen sind es 56 Prozent, während 33 Prozent eine Bestandsimmobilie kaufen würden.
Für die älteren Bau- und Kaufwilligen zählen besonders barrierefreier Komfort, funktionale Grundrisse und eine hochwertige technische Ausstattung. Wer nicht schlüsselfertig kauft, sondern neu baut, „sollte einige Grundregeln beachten“, empfiehlt Peter Dirk von der Verbraucherzentrale Berlin. In den Verträgen müssen Baubeginn und Termin für die Fertigstellung exakt festgelegt sein. Wird das Haus nicht zur vereinbarten Zeit fertig, entstehen dem Bauherren oft zusätzliche Kosten, beispielsweise für Miete, für eine teure Zwischenfinanzierung oder für das Unterstellen der Möbel, falls die Wohnung schon gekündigt wurde. „Daher sollte auch die Höhe der Vertragsstrafe bei Überschreitung der Fristen geregelt sein“, sagt Dirk.
1500 Euro pro angefangenen Monat seien nicht unüblich. Zu den Tipps der Verbraucherzentrale gehört auch, im Vorfeld die Bauleistungen so genau wie möglich – bis hin zu den Marken- und Modellbezeichnungen der Badausstattung – zu beschreiben, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen. Bezahlt werden sollte je nach Baufortschritt. „Wenn der Rohbau steht, sollte nicht mehr als 50 Prozent des Hauspreises gezahlt sein“, rät Dirk. Bei Neubauten fällt die Entscheidung immer häufiger zugunsten eines Energieeffizienzhauses. Bauherren wissen damit, „dass ihr Haus zukunftssicher ist, und sie können attraktive Förderungen nutzen“, sagt Bernd Neuborn von der BHW Bausparkasse.
Energieeffizienz kann 80 Prozent Wärme sparen
Im Rahmen des Programms „Energieeffizient Bauen“ können über die staatliche Förderbank KfW zinsgünstige Kredite vergeben werden. Unterstützung gibt es auch für Bestandsimmobilien. Wer ein älteres Haus kauft, steht schnell vor der Frage, wie sich der Energieverbrauch senken lässt. Immerhin wurden drei Viertel aller Häuser in Deutschland vor 1984 errichtet und sind damit energetisch nicht auf dem neuesten Stand. Die Folge ist, dass private Haushalte noch immer 87 Prozent der Energie für Wärme aufwenden. Würden diese Häuser und Wohnungen energetisch saniert, könnte nach Einschätzung von Fachleuten zwischen 60 und 80 Prozent des Wärmebedarfs aller Haushalte eingespart werden.
Staatliche Programme sollen helfen, Deutschland in die Energiemoderne zu führen. Seit dem Jahr 2006 wurden mehr als elf Milliarden Euro Fördermittel für energetische Sanierungen ausgereicht. Wer hierzulande sein selbst genutztes Haus oder seine Wohnung klimafreundlich saniert ist im Durchschnitt 55 Jahre alt, besitzt einen Hochschulabschluss und hat knapp 46.000 Euro in die Modernisierung gesteckt. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Befragt wurden 5500 Haushalte und 250 Unternehmen, die in der Vergangenheit Fördermittel in Anspruch genommen haben.
Mehr Infos:
Unter www.foerderdata.de und www.baufoerderer.de sind die bundesweit mehr als 5700 verschiedenen Förderprogramme für Bauen, Wohnen und Modernisieren gelistet. Seinen Mitgliedern bietet auch der Verband Privater Bauherren e. V. Hilfe bei Erwerb, Erhalt oder Modernisierung einer Immobilie.