Apples Dominanz bei Tablet-PCs und Smartphones gerät ins Wanken: Auf der Branchenmesse Cebit greift ein neuer Riese nach der Macht.

Es ist längst kein Kampf mehr David gegen Goliath, es ist ein Kampf Goliath gegen Goliath: Der Wettlauf um die Krone im Geschäft mit Smartphones und Tablet-Computern begann, als der Suchmaschinen-Riese Google vor einigen Jahren eine kleine Firma kaufte, die eine Software entwickelt hatte, die damals noch niemand sonderlich beachtete: Android. 2008 kam das Betriebssystem zum ersten Mal auf den Markt – ein offenes System, das jeder Programmierer und jeder Hersteller auf der Welt beliebig für seine Zwecke nutzen kann.

Anfang dieser Woche dann ging der Kampf um die Vorherrschaft im Smartphone-Geschäft in eine entscheidende Runde, denn Anfang dieser Woche hat der Konzern das Betriebssystem „Android 3.0“ fertiggestellt – das nun die Vorherrschaft von Apple ins Wanken bringt. Die passenden neuen Tablet-Computer werden der Hingucker auf der Cebit in der kommenden Woche sein – und die Dominanz des iPads gefährden. Inzwischen unterstützen fast alle großen Handyhersteller das Google-System – es steckt in mehr als 100 Geräten unterschiedlicher Hersteller, beispielsweise von Samsung, Motorola, HTC, LG, Sony oder Dell.

Schon für rund 150 Euro bekommt man ein ordentliches Smartphone mit Android – und kommt damit mindestens viermal günstiger weg als mit dem iPhone. Der billigste Tablet-PC der Welt wird ebenfalls ein Android: Ab April nimmt der Hersteller Archos drei Flachcomputer ins Programm. Der teuerste kostet 199 Euro. Die Basisversion gibt’s im Sommer. Kosten: 99 Euro. Auch mit einem Android kann man per Fingerwischer im Netz surfen, durch Fotosammlungen blättern, Filme drehen und kleine, praktische Mini-Programme installieren.

Die sogenannten Apps werden seit Anfang der Woche gebastelt – mit dem Start des neuen Betriebssystems hat Google auch das passende „Software Development Kit“ für Entwickler herausgegeben. Es enthält Werkzeuge, mit denen die Programmierer hübsche Mini-Programme für Android-Smartphones bauen. Der Verkauf der neuen Generation von Tablet-Computern und Smartphone-Handys beginnt kurz nach der Cebit, spätestens im April. Dann werden auch schon die ersten passenden Apps fertig sein, die es im Android Market zu kaufen gibt.

Android hat viele Vorteile

Android 3.0 hat gegenüber dem Betriebssystem des iPads von Apple viele Vorteile. Es ist für die kleinen Flachcomputer mit großer Bildschirmfläche maßgeschneidert. Es ist einfacher zu bedienen als das System von Apple, es ist übersichtlicher und kann auch mehrere Apps oder Webseiten nebeneinander darstellen. Anders als beim iPad muss man nicht für jede Anwendung ein eigenes Fenster aufmachen. Mit dem passenden Kamera-Smartphone oder Tablet-PC lässt sich sogar per Video übers Internet telefonieren.

Android-Geräte funktionieren genau wie iPad und iPhone per Fingertipp, es gibt keine Maus und keine mechanische Tastatur. Wer etwas schreiben will, egal ob E-Mails oder Aufsätze, tippt die Buchstaben direkt in die Tastatur auf dem berührungsempfindlichen Monitor. Android war im vergangenen Jahr in den USA das Betriebssystem mit dem meisten Zuwachs. Zu diesem Ergebnis kamen vor einigen Tagen die Marktforscher von Nielsen. Weltweit werden täglich 300.000 neue Android-Handys angemeldet. Mit einer sensationellen Geschwindigkeit von nur 14 Monaten – von Oktober 2009 bis Dezember 2010 – hat das Google-Betriebssystem für Smartphone-Handys seinen Marktanteil mehr als verzehnfacht – von zwei Prozent auf 27 Prozent.

Um jetzt Nase an Nase gleichauf zu liegen mit Apple und Research in Motion (RIM). Doch Android-Smartphones sind nicht die einzigen Konkurrenten für iPad und iPhone: Noch in diesem Jahr kommen weitere Tablet-Systeme auf den Markt, drei davon hatten Kritiker schon als Prototypen in der Hand. Erstmals wird Blackberry ein Tablet bauen, es heißt Playbook. Auch Intel hat einen Flachcomputer namens Meego vorgestellt, er arbeitet mit Linux. Und HPs Minicomputer beeindruckte in seiner Frühversion die Fachpresse.

Doch bei aller Konkurrenz gibt es etwas, das keiner der Neulinge im Tablet-Geschäft vorweisen kann: die Fans. Die hätte jeder der neuen Tablet-Hersteller gern. Denn Umfragen zeigen, dass iPhone-Nutzer zu den loyalsten gehören, die sich auf dem Smartphone-Markt bedienen. Das jedenfalls geht aus der Umfrage „Mobile Life“ hervor, die der Mobile-Analytics-Anbieter Zokem vor Kurzem in Auftrag gegeben hat. Die Statistiker ordneten die Smartphone-Benutzer auf einer Loyalitätsskala von 1 bis 100 ein, auf der Apples iPhone mit 73 Punkten ganz oben rangierte. Das zweitplatzierte Android erreichte nur 40 Punkte.

Doch trotz seiner standhaften Fans fürchtet Apple die Android-Konkurrenz offenbar. Gerüchten zufolge arbeitet der Konzern an einer Universal-SIM-Karte, mit der die iPhones leichter über verschiedene Mobilfunkanbieter gleichzeitig genutzt werden können – ohne die Karte wechseln zu müssen. Obendrein soll es ein Billig-iPhone geben. Das neue Modell werde ein Drittel kleiner als das iPhone 4, meldete der Wirtschaftsdienst Bloomberg vor zwei Wochen. Der Preis? Ohne Handyvertrag soll das Billig-iPhone knapp 160 Euro kosten.

Quelle: Welt Online