Hamburg. Den Ort für diesen Empfang hatte Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) mit Sinn für Tradition gewählt. Unter einem monströsen Wandbild, das den Hafen in der Zeit um 1900 zeigt, sprach er gestern vor rund 250 Vertretern der Hafenwirtschaft von einem "historischen Moment". Tatsächlich war der Tag so etwas wie eine Zäsur für den Hafen. Vor wenigen Tagen trat das Bundesgesetz in Kraft, das zum 1. Januar 2013 die endgültige Abschaffung des Freihafenstatus in Hamburg vorsieht. Nach dann 125 Jahren, in denen dort Waren zollfrei gelagert werden konnten. Die Auftaktveranstaltung im Rathaus sei heute der Start für die Übergangszeit bis zu diesem Datum, sagt der Senator.
Mit Förderprogrammen und Infoangeboten wollen nun die Stadt, der Zoll und die Handelskammer betroffenen Unternehmen bei der Umstellung helfen. "Das ist eine Belastung für viele, aber dieser Schritt macht unseren Hafen zukunftsfähig", so Karan.
Tatsächlich wird die Abschaffung vor allem von kleineren und mittleren Untenehmen mit einiger Sorge betrachtet, weil sie zusätzliche Kosten befürchten. Vor allem, weil sie für Waren aus Nicht-EU-Ländern künftig sogenannte Zolllager einrichten müssen. Für anstehende Einfuhrabgaben müssen dann hohe Summen als Sicherheiten beim Zoll hinterlegt werden, was manche Firmen finanziell überfordern könnte. In den vergangenen Wochen hatte Karan daher bei vielen Gesprächen um Vertrauen geworben und Unterstützung zugesagt.
Die Freihafengrenzen sollen fallen, weil durch neue Zollvorschriften die meisten Vorteile überflüssig werden. Wenn der Zollzaun abgebaut ist, so die Hoffnung, könne auch der Lkw-Verkehr besser durch den Hafen rollen, weil mit den Zollgrenzstationen auch die Staufallen wegfallen. Stattdessen soll es zwei feste Abfertigungsstationen auf Waltershof und am Windhukkai geben. Eingespartes Personal könne dann für "mobile Einheiten" eingesetzt werden, die zur Abfertigung direkt zu Firmen fahren, versprach gestern Werner Gatzer, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, den Firmen.