Der Autobauer Daimler will als Aktionär beim Luftfahrtkonzern EADS aussteigen. Die Anteile bietet er laut Bericht der Bundesregierung an.

Daimler will laut „Financial Times Deutschland“ noch in diesem Jahr seine restlichen 15 Prozent am Luftfahrtkonzern EADS verkaufen. Die Aktien würden der Bundesregierung angeboten. Doch Daimler verlange einen Preis, wie ihn auch externe Investoren zahlen würden, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Branchenkreise.

So gebe es Interesse bei arabischen Beteiligungsgesellschaften. Ein Daimler-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren und erklärte gleichzeitig: „Langfristig werden wir uns jedoch der Diskussion um die Anteilseignerstruktur bei EADS stellen.“

Die Bundesregierung mache die Angelegenheit zur Chefsache, schrieb die „Financial Times Deutschland“ weiter unter Berufung auf Regierungskreise. Am 23. Februar wollten Bundeskanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU), Vizekanzler Guido Westerwelle und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (beide FDP) im Kanzleramt über EADS reden. Weder das federführende Wirtschaftsministerium noch das Kanzleramt oder das Finanzministerium wollten dazu Stellung nehmen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte am Wochenende berichtet, eine direkte Staatsbeteiligung wie in Frankreich lehnten Kanzlerin Merkel und Wirtschaftsminister Brüderle ab. Als wahrscheinlichste Lösung gelte, dass die Daimler-Anteile bei einem Konsortium unter der Leitung der staatlichen Bank KfW geparkt würden.

Es war bisher die Maxime der Berliner Politik, dass Deutschland genau so stark wie Frankreich im Kapital von EADS vertreten ist. Dieses Machtverhältnis bedingt die Management-Struktur und die Arbeitspakete für die Fabriken in den beiden Ländern.

Die beiden größten EADS-Fabriken sind die Airbus-Montagewerke in Hamburg und Toulouse. Die Firma machte 2009 einen Umsatz von 42,8 Milliarden Euro und beschäftigte knapp 120.000 Mitarbeiter. Am Montag hatte Regierungssprecher Steffen Seibert mitgeteilt, die Bundesregierung spreche mit Frankreich über die Airbus-Mutter EADS: „In allen wichtigen Fragen, die die Zukunft des Unternehmens betreffen, haben wir einen intensiven Dialog mit der französischen Seite.“ Die Bundesregierung messe der Luft- und Raumfahrtindustrie großes Gewicht bei. Die EADS-Standorte seien von großer Bedeutung.

Daimler hatte bereits vor vier Jahren 7,5 Prozent von EADS an ein Konsortium aus Versicherungen, Banken und Bundesländern verkauft, aber die Stimmrechte von insgesamt 22,5 Prozent behalten. Zu dem Konsortium gehörten damals die Allianz, die Commerzbank, die Deutsche Bank, der Crédit Suisse, Goldman Sachs sowie eine Gemeinschaft aus Morgan Stanley und Sal. Oppenheim.

Sie übernahmen insgesamt 60 Prozent des Aktienpakets. Die übrigen 40 Prozent gingen an die öffentliche Seite: die bundeseigene KfW Bankengruppe mit 13 Prozent sowie die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Bremen.

Formal ist EADS eine Aktiengesellschaft nach niederländischem Recht. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte weiter berichtet, die KfW-Lösung dürfte Überzeugungsarbeit bei den anderen Banken benötigen, die an dem 7,5-Prozent-Paket beteiligt seien und ebenfalls wieder herauskommen wollten. Immerhin würde die Bundesregierung so Zeit gewinnen. Alternativ könne Daimler die Anteile an der Börse verkaufen.

Dabei müsste aber ebenfalls aus Sicht der Politik sichergestellt werden, dass das Gleichgewicht zwischen Frankreich und Deutschland erhalten bleibe. Das Problem bestehe auch dann noch, wenn sich auch der französische Eigner Lagardère für diesen Weg entscheide.

Als eine weitere Option werde zumindest angedacht, dass der Daimler-Anteil in einer Stiftung platziert werden könnte, die nicht nur Banken, sondern auch einige kleinere Unternehmen der deutschen Luftfahrtindustrie kontrollieren, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ weiter.

Auch über einen Einstieg der zumindest indirekt mit Daimler verbündeten Investmentgesellschaft Mubadala aus Abu Dhabi werde derzeit spekuliert. Mubadala sei einer der Gründer von Aabar Investments, eine Beteiligungsfirma, die wiederum neun Prozent an Daimler halte.

Quelle: Welt Online