Die einen haken die Krise ab, die anderen warnen vor Rückschlägen: In der Schweiz diskutieren Manager und Politiker aus aller Welt.

Davos. Rund 2500 hochrangige Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Aktivisten von Nichtregierungsorganisationen sind am Mittwoch zum ersten Tag des Weltwirtschaftsforums in Davos zusammengekommen.

Dort werden sie über einige der drängendsten Fragen der Weltwirtschaft beraten, etwa über die Eurokrise, die Rolle Chinas und die Lehren aus der Finanzkrise. Während viele Teilnehmer davon ausgehen, dass die globale Krise überwunden ist, sehen andere noch Gefahren am Konjunkturhorizont.

So lautet das Ergebnis einer in Davos vorgelegten Studie der Managementberatungsgesellschaft Oliver Wyman, wegen verbliebener Schwachpunkte drohe eine erneute Finanzkrise innerhalb der nächsten fünf Jahre. Mögliche Krisentreiber seien das Wachstum des nicht regulierten Schattenbankensektors, Spekulationsblasen in Schwellenländern und Ausfälle von Staatsanleihen.

US- Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini sagte, das Vertrauen kehre zwar zurück, die Bilanzen seien gestärkt worden und viele Konzerne verfügten über viel Bargeld. Auf der anderen Seite sei die Schuldenkrise eine der größten Gefahren.

„Gemeinsame Normen für die neue Realität“

Das Motto des diesjährigen Forums lautet „Gemeinsame Normen für die neue Realität“. Nachdem China im vergangenen Jahr Japan als zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt überholte, stellt sich die Frage nach den veränderten Machtverhältnissen und dem Rückgang der amerikanisch-europäischen Dominanz. China könne angesichts der neuen Stärke nicht mehr als Entwicklungs- oder Schwellenland bezeichnet werden, meinte zum Beispiel Martin Sorrell, Chef der WPP Group, eines der größten weltweiten Medien- und Kommunikationsunternehmen.

China und Indien haben noch nie so große Delegationen in den Schweizer Alpenort Davos geschickt wie in diesem Jahr. „In zehn Jahren wird die Wirtschaftskraft der Schwellenländer 20 Billionen Dollar übersteigen“, sagte Azim Premji, Chef des indischen IT-Dienstleisters Wipro. Das werde dann mehr sein als die Wirtschaftsleistung der USA.

Der ehemalige Vizedirektor der chinesischen Zentralbank, Zhu Min, der den Chef des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, berät, warnte aber vor zu großen Erwartungen in den Entwicklungsländern. Die genannten Zahlen zum Wirtschaftswachstum könnten besonders bei den Ärmsten der Welt Hoffnungen wecken, die nicht erfüllbar seien.

Am Mittwochabend sollte der russische Präsident Dmitri Medwedew die Eröffnungsrede halten. Wegen des Selbstmordanschlags am Moskauer Flughafen Domodedowo war er nicht schon am Dienstag angereist. Beobachter gingen davon aus, dass er sich unter anderem dem Thema Terrorismus widmen würde, dass sowohl ein politisches als auch ein wirtschaftliches Problem bleibt.