Konzern betont “bewusste Verspätungen“ wegen der Anschlusssicherheit. Die Pünktlichkeit lag im Dezember teils bei unter 30 Prozent.
Berlin. Die Deutsche Bahn hat im Dezember an einigen Tagen nicht einmal jeden dritten ICE oder IC pünktlich ins Ziel gebracht. Das berichtete die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (Freitagausgabe) unter Berufung auf eine unveröffentlichte Statistik der DB Netz AG. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte im Verkehrsausschuss des Bundestages am vergangenen Mittwoch lediglich gesagt, dass im gesamten Dezember teils weniger als 70 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich ankamen. Die Deutsche Bahn teilte am Freitag mit, dass es sich dabei um Durchschnittswerte handele, die tageweise erheblich unterschritten oder überschritten wurden. Das sei weder von Ramsauer noch dem Konzern selbst bestritten oder anders dargestellt worden.
Wahrheit offenbar massiv beschönigt
Nach Angaben der Zeitung weist die „Information zur Betriebslage“ der DB-Netzleitzentrale jedoch nach, dass der Konzern und Ramsauer das Fahrplan-Desaster im Dezember massiv beschönigten. In der Woche vom 13. bis 19. Dezember fuhren demnach nur 40,3 Prozent aller Fernzüge pünktlich, in der Woche darauf gar nur 29,8 Prozent. Die Darstellung Ramsauers erwecke den Eindruck, als ginge es um Ausnahmen. In Wirklichkeit jedoch habe die Bahn zwischen dem 13. und 26. Dezember an keinem einzigen Tag im Fernverkehr eine höhere Pünktlichkeit als 56,5 Prozent geschafft. Nur an zwei Tagen seien mehr als die Hälfte der ICEs und ICs laut Fahrplan pünktlich gewesen. An sieben Tagen waren laut Bericht weniger als 30 Prozent der Fernzüge pünktlich. Am 26. Dezember sei die Quote gar auf den Tiefstwert von nur noch 20,5 Prozent gesunken, schreibt die Zeitung weiter.
„Bewusst Verspätungen in Kauf genommen“
Die Deutsche Bahn verwies darauf, dass im Dezember „deutlich über 95 Prozent aller 27.000 täglichen Zugfahrten im DB-Personenverkehr durchgeführt werden konnten“. Darüber hinaus habe für die Bahn die Anschlusssicherheit und die Gewährleistung geschlossener Reiseketten im Vordergrund gestanden, hieß es. Um die Fahrgäste verlässlich an ihr Ziel zu bringen, seien bewusst Verspätungen bei der Abfahrt von Zügen in Kauf genommen worden.
Ramsauer verteidigte den Konzern am Freitag gegen Vorwürfe der selbst organisierten Mangelwirtschaft und der Inkompetenz. Die Bahn habe wegen des außergewöhnlichen Schneefalls unvorhersehbare Ersatzverkehrsleistungen für Flugverkehr und Straße übernehmen müssen, sagte er im Bundestag in Berlin. Das habe zu Belastungen geführt, die über weite Strecken von den Bahnmitarbeitern gut gemeistert worden sei. Denn eines müsse auch klar sein: Im Winter habe niemand einen „Vollkaskoanspruch“.