Hamburg. Konfrontationen scheut Timothy Geithner nicht. Vor dem G20-Treffen im Herbst 2010 forderte der US-Finanzminister von Deutschland und China, die Exporte zu drosseln und die heimische Nachfrage anzukurbeln. Die Replik aus dem Bundesfinanzministerium: Geithner "neigt zum Austausch mit scharfen Argumenten", so der deutsche Staatssekretär Jörg Asmussen. Aber geharnischte Antworten könne er ebenfalls vertragen.
Geithner liefert den Beweis, dass auch leise gesprochene Worte - die für ihn typische Redeart - auf Resonanz stoßen. Der 49-Jährige gilt als schüchtern, sein Auftreten als hölzern, seine Art als unterkühlt. Ein Technokrat sei er, der aber durchaus auch Widerspruch schätzt. Eine hohe Intelligenz bescheinigen dem studierten Ökonomen und Ostasienwissenschaftler selbst politische Gegner.
Geithner startete sein Berufsleben in der Beratungsfirma von Ex-Außenminister Henry Kissinger. 1988 wechselt er ins Finanzministerium und legte eine steile Karriere hin. Von 1998 bis 2001 war er stellvertretender Finanzminister. Anschließend ging er erst zum Internationalen Währungsfonds und später als Chef zur New York Federal Reserve Bank. 2009 ernannte ihn US-Präsident Barack Obama zum Finanzminister. Sein größter Verdienst ist die Verabschiedung der Finanzmarktreform im Juli 2010, die als wichtigste US-Finanzreform seit Jahrzehnten gilt.
Geithner, dessen Großvater 1908 aus dem Vogtland in die USA ausgewandert war, ist seit 1985 mit seiner College-Liebe Carole Sonnenfeld verheiratet, seine Kinder heißen Elise und Benjamin. Er spielt gern Tennis, surft - und begeistert sich für die Angelkunst des Fliegenfischens.