Nur kleckerweise kommt im Dioxin-Skandal die Wahrheit ans Licht. Nicht erst Ende vergangenen Jahres tauchten beim Uetersener Futtermittelbetrieb Harles und Jentzsch die ersten dioxinbelasteten Proben auf, sondern bereits im Frühjahr. Fast ein Jahr lang lieferte die Firma also wissentlich vergiftetes Futterfett aus und sorgte so dafür, dass das Dioxin in unsere Lebensmittel gelangte. Bemerkt hat dies offenbar niemand.
Diese Tatsache wirft ein extrem schlechtes Licht auf das Kontrollsystem in Deutschland. Anstatt die Lebensmittelindustrie ausreichend selbst zu überprüfen, haben sich die staatlichen Stellen viel zu lange auf die Selbstkontrolle der Betriebe verlassen. Laut der Umweltorganisation Greenpeace kommt in der Bundesrepublik gerade einmal ein staatlicher Kontrolleur auf 1200 Futtermittelhersteller. Da ist es kaum verwunderlich, wenn es Monate oder sogar Jahre dauert, bis ein Giftskandal aufdeckt wird.
Auch bei der Reaktion auf die Giftfunde geben die deutschen Agrar- und Verbraucherschutzminister ein schlechtes Bild ab. Mit der Sperrung Tausender, möglicherweise gar nicht betroffener Betriebe üben sie sich in Aktionismus, um vom Versagen bei den Kontrollen abzulenken. Der Föderalismus, sonst eine Stärke des politischen Systems, führt dazu, dass jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht und der jeweilige Nachbar nur unzureichend über die eigenen Erkenntnisse informiert wird.
Mehr Kontrollen und eine bessere Koordination sind daher dringend erforderlich.