Computer passen sich mehr den Menschen an – und die weißen Flecken in der Internetlandkarte werden kleiner. Das sind nur zwei von vielen Trends.

Die Chancen stehen überaus gut, dass 2011 das Jahr wird, in dem die Hersteller von Hightech-Produkten endlich verstanden haben, dass sie genau das bauen sollen, was die Nutzer sich wünschen. Denn im Grunde interessiert es wenig, welche Technologien verwendet werden, um ein Ergebnis zu erzielen. Nach vielen Jahren des Ausprobierens und vielfachen Scheiterns ist der Wunschzettel der Verbraucher an Ingenieure und Entwickler entschlüsselt: Das Internet soll überall und schnell sein, Bilder und Videos sollen hochauflösend dargestellt werden, Geräte sollen einfach zu bedienen und möglichst flach sein.

Das Internet hat es bereits an viele Orte geschafft, es ist in Zügen ebenso verfügbar wie in U-Bahnen. Im kommenden Jahr erobert es nun die Flugzeuge. Und es ist schnell. Neue Frequenzen erlauben plötzlich auf dem Land über Funk höhere Übertragungsgeschwindigkeiten als in der Stadt. Bilder und Videos sind gestochen scharf, selbst wenn sie von Handys aufgenommen werden. Denn in ihnen stecken inzwischen Chips, von denen selbst Computernutzer vor wenigen Jahren noch träumten.

Ausnahmslos alles steht inzwischen unter dem Vorsatz der Einfachheit. Niemand will lange warten, bis der PC einsatzbereit ist. Hersteller von Videospielen wenden sich zum Teil sogar vollständig ab von unübersichtlichen Controllern und lassen die Nutzer vor den Fernsehgeräten mit Händen rudern und Füßen treten. Auf flachen Computern wird schlichtweg nur noch über das Display gewischt. Und Programme sind mit einem Mausklick über das Internet gekauft und installiert. Fast scheint es, als hätte die Industrie zum ersten Mal ihre Hausaufgaben gemacht.

Internet: Surfen über den Wolken

Das Internet erobert die letzten Offline-Zonen. 2011 macht Lufthansa zusammen mit Panasonic Avionics Breitbandzugänge in zehn Kilometern Höhe zum Standard. Bis Ende des Jahres sollen alle Langstreckenflugzeuge mit dem sogenannten Flynet ausgerüstet sein. Passagiere können dann unabhängig von der Sitzklasse mit ihren Notebooks und Smartphones über Wlan online gehen. Eine 24-Stunden-Pauschale kostet 20 Euro. Ab Frühjahr ist sogar der Empfang von Kurznachrichten (SMS) und Multimedia-Nachrichten (MMS) möglich. Eines aber will die Lufthansa in ihren Flugzeugen nicht sehen: telefonierende Menschen. Dies störe die Mitreisenden, heißt es dazu. Wer trotzdem versucht, über das Internet mit Menschen zu sprechen, wird von den Flugbegleitern zurechtgewiesen. Die Internet-Datenübertragung über den Wolken erledigen Satelliten. Immerhin erreichen die Download-Geschwindigkeiten mehrere Megabit pro Sekunde und sind daher mit Breitbandanschlüssen am Boden zu vergleichen.

Bauern-DSL: Breitband auch auf dem Land

Zumindest beim drahtlosen Internet gibt es 2011 eine verkehrte Welt. Denn zum ersten Mal werden die drahtlosen Breitband-Anschlüsse an vielen Orten in ländlichen Regionen schneller sein als in der Stadt. Bis zu 50 Megabit versprechen die Mobilfunker zum Start ihrer neuen LTE-Dienste (Long Term Evolution). Nicht einmal im Festnetz in den Städten erreicht die Telekom Geschwindigkeiten, die darüber hinausgehen. Möglich wird dies durch neue Frequenzen, die Vodafone, Telekom und O2 im Mai 2010 mit Milliardensummen ersteigert haben. Die Bundesnetzagentur hat dazu die Auflage gemacht, zuerst mit Internet nicht- oder unterversorgte Gebiete auszurüsten. Erst wenn das geschehen ist, dürfen die Mobilfunker mit ihren LTE-Diensten auf den langwelligen Frequenzen auch in die Städte gehen. Vorerst gibt es sowieso nur Datensticks für das LTE-Internet. Mobilfunktelefone, die diesen Standard unterstützten, werden erst später folgen.

Tablets: iPad bekommt Konkurrenz

Flache Tablet-Computer werden sich 2011 einen festen Platz in der Verkaufsstatistik der Hersteller erobern. Bisher hat Apple mit seinem iPad den Markt noch weitgehend allein beherrscht. Doch schon zur Consumer Electronics Show (CES) Anfang Januar in Las Vegas wird es eine Vielzahl von Konkurrenten geben, von denen Gerüchten zufolge Microsoft-Chef Steve Ballmer eines vorstellen wird. Ein erster Versuch auf der letzten CES hatte ihm jedoch jede Menge Kritik eingebracht, weil er ein Gerät nur kurz in die Luft hielt, ohne es überhaupt richtig in Betrieb zu nehmen. Intel hat für 2011 bereits einen kurzen Ausblick gegeben: Verschiedene Hersteller würden 35 unterschiedliche Geräte mit Intel-Prozessor auf den Markt bringen, hieß es von dem Chiphersteller. Auch eine Folgeversion des iPads wird erwartet, diesmal mit zwei Kameras und möglicherweise auch einem höherauflösenden Display. Angeblich soll die Fertigung schon im Februar beginnen. Apple hüllt sich dazu – wie gewöhnlich – in Schweigen. Der indischen Herstellers Notion Ink hat sich etwas außergewöhnliches einfallen lassen: Sein Tablet mit der Bezeichnung „Adam“ hat ein Hybrid-Display und kann in den stromsparenden E-Ink-Modus umschalten, der von E-Readern bekannt ist.

Software: Auf Knopfdruck erwacht der Computer

Innerhalb weniger Sekunden sollen Computer schon nächstes Jahr starten können. Wer noch seinen Rechner zu Hause einschaltet, bringt eine Software zum Laufen, die seit 30 Jahren fast unverändert geblieben: das Bios (Basic Input/Output System). Da dieses mühsam eine umfangreiche Aufgabenliste abarbeiten muss, ist der Computer erst nach 20 oder 30 Sekunden einsatzbereit. Die Alternative heißt UEFI (Unified Extensible Firmware Interface), das im kommenden Jahr für Rechner jeder Art zur Verfügung stehen soll. Das haben Mitglieder des UEFI-Forums angekündigt, zu dem die Großen der Branche wie Microsoft, Dell, Intel und Apple gehören. Diese Software überprüft nicht mehr alle USB-Buchsen, ob dort ein einsatzbereite Geräte eingestöpseltn sind, es kann wegen einiger Programmiertricks sofort loslegen. Erst damit werden Computer als Multimedia-Zentrale im Wohnzimmer attraktiv. Letztlich sollen die Computer so arbeiten wie Fernseher und auf Knopfdruck einsatzbereit sein.

Downloads: Überall-AppStore

Es gibt eigentlich niemanden, der nicht neidisch ist auf Apples AppStore. Mehr als 300.000 Programme stehen dort für iPhone- und iPad-Nutzer zum Download bereit, statistisch hat bereits jeder Erdenbewohner eines davon heruntergeladen. Experten sprechen bereits von der App-Economy. Da verwundert es eigentlich, dass sich die Nachmacher bisher nur auf Smartphones beschränkt haben. Nun kopiert sich Apple erst einmal selbst und startet am 6. Januar einen AppStore für seine Mac-Nutzer. Damit genügt künftig ein Klick, um eine Anwendung auf dem Apple-Computer zu kaufen und zu installieren. Google ist seinem Konkurrenten mit dem Chrome Web Store um einige Tage zuvor gekommen, wird aber ernsthaft erst mit der Einführung der ersten Notebooks mit dem hauseigenen Betriebssystem Chrome OS Mitte 2011 loslegen. Und auch Microsoft soll an einem Angebot arbeiten. Der Verkauf von Software in Pappschachteln steht damit vor dem Aus. Die Fortsetzung des Konzeptes kündigt sich bereits an: Zusammen mit Sony hat Google bereits den ersten Fernseher in den Handel gebracht, der künftig auch Programme aus einem AppStore laden kann.

Handys: Von allem etwas mehr

Die Handybauer müssen sich einiges einfallen lassen für ihre Smartphones. 2011 geht es evolutionär zu, nicht revolutionär. Es gibt von allem erst einmal etwas mehr: Die Displays bekommen eine höhere Auflösung, einige werden sogar dreidimensional darstellen können. Die verbauten Kameras bekommen mehr Megapixel. Und die Chips werden natürlich auch schneller. Texas Instruments hat bereits einen Smartphone-Chip mit 1,5 Gigahertz und einem Doppelkern angekündigt.

Damit lässt sich sogar in einer Auflösung von 1920 mal 1080 Pixel filmen. Ersten Berichten zufolge arbeitet Motorola an einem Handy, dessen Prozessor sogar mit zwei Gigahertz getaktet sein soll. Die Hersteller kämpfen bei diesem Trend natürlich gegen den Stromverbrauch, der die Akkulaufzeit der Geräte verkürzt. Einige Handys werden künftig einen kleinen Chip für die Nahfeldkommunikation eingebaut haben, mit denen Nutzer bargeldlos bezahlen können. Ersten Gerüchten zufolge wird das iPhone 5 dazu gehören. LG rühmt sich übrigens, das schnellste Handy anzubieten. Der Hersteller hat in sein Smartphone Optimus Speed gleich zwei Prozessorkerne eingebaut.

3D: Künftig auch ohne Brille

Fernsehen in 3D könnte so beeindruckend sein – wenn nicht diese lästigen Spezialbrillen wären, mit denen erst der Tiefeneffekt sichtbar wird. Doch Toshiba hat bereits eine brillenlose Alternative entwickelt, die nächstes Jahr in den Geschäften stehen soll. Das Modell 20-GL1 zeigt raumfüllende Bilder, die sich mit bloßem Auge erfassen lassen. Auch Samsung, LG, Philips und andere haben schon Prototypen vorgestellt. Ob sie nächstes Jahr schon marktreif sein werden, ist unsicher. Noch allerdings kann Toshiba die Technik nur auf TV-Geräten umsetzen, deren Bilddiagonale höchstens 50 Zentimeter beträgt. Dafür kommt der 3-D-Effekt noch zur Geltung, selbst wenn der Zuschauer aus einem spitzen Winkel auf den Bildschirm schaut. An 3-D-Displays ohne Brille arbeiten Hersteller auch für Tablet-Computer und angeblich sogar für Smartphones. Wann die auf den Markt kommen, ist jedoch noch ungewiss.

Fernsehen: Internet im Wohnzimmer

Für Anhänger neuer TV-Technik werden zwei Begriffe 2011 ganz besonders wichtig sein: HbbTV und Smart-TV. HbbTV bezeichnet den Standard, um nun endlich die Fernseh- mit der Computertechnik sowie dem Internet zu kombinieren. Die dafür notwendigen Fernseher heißen Smart-TVs. Sie zeigen nicht nur das herkömmliche TV-Programm an, sondern auch Inhalte aus dem Web. Zuschauer können dann zum Beispiel bei Twitter ihre Meinung zur laufenden Sendung veröffentlichen, E-Mails schreiben oder sich von Freunden anzeigen lassen, welches Programm die gerade eingeschaltet haben. Die Chips dazu entwickeln derzeit Hersteller wie Intel, andere Unternehmen wie Google wollen Funktionen vom Netz auf den TV-Bildschirm übertragen. Die eingebaute Suchmaschine sollen dann nicht nur die gewünschten Sendungen, sondern auch die dazu passenden Webseiten finden.

Spiele: In die 3D-Welt eintauchen

Ein wenig Bowling, Tischtennis oder einfache Rennfahrten sind mit den freihändigen Steuerungen über Nintendos Wii, Sonys Playstation Move und Microsofts Kinect schon möglich. Das macht vielen Familienmitgliedern auch Spaß, doch die Blockbuster unter den Spielen kommen erst 2011 in den Handel. Dann können Spieler zum Beispiel ganz in die futuristische Abenteuerwelt von „Star Wars“ eintauchen. Eine entsprechende Version für Kinect hat Microsoft für dieses Jahr angekündigt. Dann will auch Sony für Move grafisch aufwendige Spiele präsentieren, darunter einige Renn- und Ballerspiele wie „Ghost Recon“. Das Besondere daran: Wenn der Fernseher 3-D-Technik unterstützt, werden die Spieler in optisch raumfüllenden Szenarien gegen ihre Feinde antreten. Schon ab März wird es darüber hinaus 3D für unterwegs geben: Nintendo bringt in drei Monaten seine Handheld-Konsole 3DS auf den Markt. Zum Start soll es 50 Spiele mit Raumeffekt geben.

Soziale Netzwerke: Es ist noch Platz neben Facebook

Einige Facebook-Teilnehmer sind misstrauisch geworden, was mit ihren Daten geschieht und wie sie ihre Privatsphäre schützen können, wenn sie alle Funktionen der Plattform nutzen. Eine in Internet-Foren viel beachtete Alternative ist das seit Kurzem im Testbetrieb gestartete Diaspora, das 2011 in den Normalbetrieb gehen soll.

Der Unterschied zu Facebook: Jeder kann die Software hinter dem Portal mit entwickeln, die Daten liegen nicht zentral auf einem Server im Unternehmen, sie verteilen sich auf mehrere Großrechner. Angeblich will auch Google mit dem Projekt +1 einen neuen Versuch starten, eine Online-Community aufzubauen. und sie im kommenden Jahr den Nutzern zur Verfügung zu stellen. Bislang ist der erfolgsverwöhnte Konzern mit solchen Projekten wie Orkut, Wave und Buzz immer gescheitert.

Quelle: Welt Online