Mehr als 23.500 Personen haben sich bei den Finanzämtern selbst angezeigt, weil sie Geld schwarz in der Schweiz versteckt haben.
Die Zahl der Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern ist drastisch gestiegen. Mehr als 23.500 Bürger haben in diesem Jahr bei den Behörden gestanden, dass sie Geld im Ausland versteckt haben. Das ergab eine Umfrage von „Welt Online“ bei den Finanzministerien und Oberfinanzdirektionen der Länder. Für den Fiskus bedeutet das einen Geldsegen: Insgesamt können sich Bund, Länder und Gemeinden in diesem Jahr auf Nachzahlungen von 1,8 Milliarden Euro freuen, wie aus Berechnungen der Steuerschätzer hervorgeht. Im Schnitt muss ein Steuerflüchtling also rund 75.00 Euro an den Fiskus zahlen.
Die von "Welt Online“ ermittelten 23.529 Selbstanzeigen beziehen sich auf Kapitalerträge, die vor allem in der Schweiz lagerten und dem deutschen Fiskus verheimlicht wurden. Rechnet man auch die Selbstanzeigen wegen anderer Steuersünden hinzu, rechnen Experten sogar mit weit mehr als 30.000 Selbstanzeigen in diesem Jahr. „Wir haben jeden Tag noch Selbstanzeigen“, sagte Thomas Eigenthaler, der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft. „Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.“ Viele Steuersünder würden noch bis zuletzt pokern.
Zu den vielen Offenbarungseiden hat vor allem der umstrittene Ankauf von CDs mit Daten von Bankkunden im Ausland geführt haben. Eine Reihe von Bundesländern hatten vor allem in der ersten Jahreshälfte Steuer-CDs aus Liechtenstein und der Schweiz für einige Millionen Euro erworben.
Seitdem gebe eine große Angst erwischt zu werden, sagte Eigenthaler. Mit der Selbstanzeige können Steuersünder einer Strafe entgehen. Davon machten sie massenhaft gebraucht, wie etwa Zahlen aus Rheinland-Pfalz belegen. Nach Angaben des Finanzministeriums in Mainz gab es bis Anfang dieser Woche 1845 Selbstanzeigen im Zusammenhang mit Kapitaleinkünften in der Schweiz. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2009 lag die Zahl gerade einmal bei nur 303. Der Großteil der Bundesländer hatte vor Februar dieses Jahres, als das erste Datenleck in der Schweiz bekannt wurde, Selbstanzeigen wegen verschwiegener Kapitaleinkünfte wegen der geringen Zahl nicht gesondert ausgewiesen.
Der Druck auf die Steuerflüchtlinge erhöht sich unterdessen weiter. Das Ende Oktober grob vereinbarte Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz soll in den nächsten Wochen im Detail ausgehandelt werden. Zudem hat die schwarz-gelbe Koalition die Bedingungen für Selbstanzeigen deutlich verschärft.