Aktien, Gold, Immobilien, Schweizer Franken? Wie kann man sein Geld am besten anlegen? Experten raten vor allem zu Besonnenheit.
Hamburg. Gerade erst hat Irland nach dem Euro-Rettungsschirm gegriffen, nun schlägt die Zentralbank von Portugal Alarm. Die Situation im Bankensektor sei wegen der zunehmenden Liquiditätsprobleme "ernst" und mache dringende Maßnahmen erforderlich, warnte die Notenbank.
Derweil stellen sich viele Anleger die Frage, wie sie auf die Euro-Krise reagieren sollen. "Es gibt keine Anlageform, die unter allen Umständen sicher ist", sagt Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. Doch es gibt Handlungsalternativen, die angesichts der aktuell absehbaren Gefahren ratsamer scheinen als andere, die noch vor einigen Monaten als aussichtsreich galten.
Das Abendblatt fragte Experten nach ihrer Einschätzung.
Bundesanleihen: Sie wurden noch zu Beginn der Griechenland-Krise als "sicherer Hafen" gesehen. "Doch nun macht sich die Erwartung breit, dass die Risikoprämien auch bei deutschen Anleihen steigen, weil Deutschland über die Garantien aus dem Rettungsschirm letztlich in einem Boot mit anderen Euro-Ländern sitzt", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Haspa. Steige man jetzt noch ein, müsse man befürchten, dass höhere Zinserträge von Kursverlusten aufgefressen werden. Auch Gottschalk ist skeptisch. "Ich sehe keine Gefahr eines Zahlungsausfalls für deutsche Papiere, aber es haben schon sehr viele Investoren ihr Geld in Rentenfonds angelegt und bei dem niedrigen Zinsniveau besteht das Risiko, dass sich der Markt dreht - man könnte auf einer Blase sitzen."
Südeuropäische Staatsanleihen: Angesichts hoher Renditeabstände zu Bundeswertpapieren mag mancher der Versuchung erliegen, Anleihen hoch verschuldeter europäischer Staaten zu kaufen. So lag der Zins für zehnjährige spanische Anleihen zuletzt bei 5,49 Prozent, irische Titel warfen 9,01 Prozent ab. "Man muss aber eine sehr hohe Risikobereitschaft haben, um in derartige Staatsanleihen zu investieren", so Intelmann, "und selbst dann sollte man nur Papiere wählen, die innerhalb der Gültigkeit des jetzigen Euro-Rettungsschirms - also bis Mitte 2013 - auslaufen." Gottschalk weist darauf hin, dass sich Zweifel an der Haltbarkeit des Schirms mehren: "Die Krise kann sich so weit zuspitzen, dass es Austritte aus dem europäischen Währungssystem gibt. Wer Papiere eines solchen Staates hat, würde ziemlich nackt dastehen."
Sparkonten: Sicherheitsorientierte Anleger sollten nach den Worten des Verbraucherschützers auf Festgeldkonten mit deutscher Einlagensicherung und kurzen Laufzeiten von ein oder zwei Jahren setzen. So biete die Deutsche Bank zwei Prozent Zinsen bei einem Jahr, bei anderen Instituten gebe es bis zu drei Prozent für eine Laufzeit von zwei Jahren. "Man sollte nicht zu langfristig in niedrig verzinsliche Papiere investieren, weil das Risiko besteht, dass die Inflationsrate in einigen Jahren spürbar anzieht", sagt Achim Tiffe, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff).
Fonds, Aktien: Wer mit längerem Anlagehorizont investieren will, ist nach Einschätzung von Tiffe mit börsengehandelten, indexbasierten Fonds mit festverzinslichen Papieren, vielleicht auch mit Aktienbeimischung, gut bedient. Vor dem Hintergrund des niedrigen Zinsniveaus seien die moderaten Verwaltungsgebühren solcher Indexfonds von 0,15 bis 0,4 Prozent besonders bedeutsam. Auf lange Sicht von 15 Jahren oder mehr spreche vieles für Aktien: "Sie sind auch ein guter Inflationsschutz, weil Unternehmen dann ihre Produkte zu höheren Preisen verkaufen können." Intelmann empfiehlt, auf die Dividendenrendite zu achten: "Aktuell bietet die Telekom mehr als sieben Prozent, E.on mehr als sechs Prozent und die Allianz mehr als fünf Prozent."
Gold, Immobilien: In Krisenzeiten hat Gold immer Hochkonjunktur. "Wenn man aber zurückschaut bis 1980, sieht man, dass Gold über längere Zeit keineswegs ein sicheres Wertaufbewahrungsmittel ist", sagt Gottschalk. Tiffe kann da nur beipflichten: "Gold stufen wir schon lange als spekulativ ein. Für Menschen, die sich zu sehr darauf verlassen, kann es ein böses Erwachen geben." Auch Immobilien sind derzeit sehr gefragt, weil sie als Inflationsschutz empfunden werden. "Wenn aber alle auf Sachwerte umschwenken, besteht die Gefahr, dass man überteuert kauft", so Tiffe. Gerade in Hamburg sei der Markt aktuell angespannt.
Devisen: Seit Beginn der Euro-Krise decken sich selbst manche Privatanleger mit vermeintlich sicheren Fremdwährungen wie norwegischen Kronen oder Schweizer Franken ein. "Inzwischen kommt man hier wahrscheinlich zu spät", meint Intelmann. "Man sollte ohnehin jede Panikreaktion vermeiden. Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass der Währungsverbund auseinanderbricht."