Kalorienbomben sollen durch Nährwert-Angabe in Zukunft besser erkennbar sein.
Brüssel. Im Kampf gegen Übergewicht haben die Verbraucherminister der Europäischen Union eine neue Lebensmittel-Kennzeichnung beschlossen. Verbraucher sollen schneller erkennen können, ob ein Joghurt oder eine Limonade eine Kalorienbombe ist. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) mahnte Nachbesserungen etwa beim Herkunfts-Nachweis von Lebensmitteln an.
Nach der Einigung der EU-Staaten werden Nährwert-Tabellen auf den Verpackungen erstmals europaweit Pflicht. Damit muss der Kaloriengehalt künftig auf jedem Lebensmittel ausgewiesen werden. Dazu kommt der Zucker-, Fett- oder Salzgehalt pro 100 Gramm. Koffeinhaltige Produkte müssen zudem einen Warnhinweis für Schwangere oder Kinder tragen. Allergien auslösende Stoffe wie Nüsse oder Eier müssen auch bei unverpackten Lebensmitteln gekennzeichnet werden.
Eine Nährwert-Ampel, wie sie Verbraucherschützer gefordert hatten, ist vom Tisch. Mit Rücksicht auf die Lebensmittelproduzenten lehnten es die EU-Staaten ab, einen besonders hohen Fett- oder Zuckergehalt mit roter Farbe kenntlich zu machen, einen mittleren mit Gelb und einen niedrigen mit Grün.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte, es werde nun weiter „Etikettenschwindel“ bei vielen Lebensmittel geben. Foodwatch-Sprecher Martin Rücker forderte, die Nährwerte wie vom Europaparlament gefordert auf der Vorderseite der Verpackung aufzuführen. Ansonsten könne es weiter Produkte geben, die zu 40 Prozent aus Zucker bestünden, aber vorne mit „Fitness“ gekennzeichnet seien. Auch die Grünen-Expertin Ulrike Höfken warf Aigner „Verbraucher-Irreführung“ vor.
Auch Aigner räumte Mängel ein. So bleibe etwa die Kennzeichnung von Fleisch „hinter den Erwartungen zurück“. Künftig wird bei Fleisch zwar die Herkunft auf den Verpackungen angegeben. Allerdings ist damit der Ort der Verpackung und nicht der Herstellung gemeint. Auch die Kennzeichnung von Lebensmittel-Imitaten wie dem sogenannten Analog-Käse nannte Aigner nicht ideal. Denn viele Verbraucher dürften mit dem geplanten Hinweis „Käse aus pflanzlichen Ölen“ nicht viel anfangen können.
Die neuen Regeln treten in Kraft, wenn das Europaparlament wie geplant im Juni kommenden Jahres zustimmt. Die Lebensmittelhersteller haben dann noch drei Jahre Zeit zur Umsetzung, kleinere Produzenten sogar fünf Jahre. Die meisten Verpackungen dürften damit erst im Sommer 2014 neu gekennzeichnet sein.
Mit den neuen Regeln will die EU gegen Übergewicht vorgehen. Nach Angaben der EU-Kommission ist jeder zweite Europäer übergewichtig oder fettleibig. In Deutschland leiden 13,6 Prozent der Erwachsenen an Fettsucht, rund zwölf Prozent der Kinder sind übergewichtig.