Auf Wirtschaftsgipfel werden vor allem Innovationen als Wachstumstreiber gepriesen. Stärkere Zusammenarbeit in der Forschung
Berlin. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland soll intensiver werden. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagte anlässlich des in Berlin stattfindenden "Israeli-German Innovation Day 2010", beide Länder seien nicht nur in der Lage, Spitzentechnologien zu entwickeln, sondern sie hätten auch die Fähigkeit, innovative Ideen schnell in marktfähige Produkte zu übersetzen. Die enge Zusammenarbeit zahle sich bereits aus. Israels Industrie- und Handelsminister Binyamin Ben-Eliezer kündigte an, man werde Forschungseinrichtungen und Unternehmen beider Länder verstärkt zusammenbringen. "Veranstaltungen wie diese eröffnen neue Kooperationsmöglichkeiten." Ben-Eliezer sprach von seiner Vision, das "kleine" Israel komplett auf Elektromobilität umzustellen. "Und warum", fragte der Minister, "sollte Deutschland nicht das erste große Land sein, dem das gelingt?"
Tatsächlich hat sich Israel in den vergangenen 20 Jahren nicht von ungefähr zu einem der wichtigsten Hightechzentren entwickelt, dem die Welt unter anderem den USB-Stick verdankt, Intels Centrino-Chip oder die Pill-Cam, eine Kamera in Pillenform für endoskopische Untersuchungen. Israel investiert mit 4,7 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts mehr als jedes andere Land der Erde in Forschung und Entwicklung. Damit, so Brüderle gestern, setze Israel einen hohen Standard. Einig war man sich gestern darüber in Berlin, dass Geld bei der Entwicklung von Spitzentechnologien nicht der ausschlaggebende Faktor ist. Telekom-Chef René Obermann erklärte, das notwendige Geld lasse sich in der Regel beschaffen: "Die wichtigste und begehrteste Ressource ist die Expertise. Und Innovation ist der Schlüssel zum Wachstum."
Parallel zum "Israeli-German Innovation Day", an dem sich etwa 200 Unternehmen beteiligten, fand im Bundeswirtschaftsministerium noch der "EU-Israel Business Dialogue" statt; eine Veranstaltung, die auf eine Initiative der EU-Kommission zurückgeht und seit 2007 alternierend von Tel Aviv und Berlin ausgerichtet wird. Vorsitzende auf europäischer beziehungsweise israelischer Seite waren Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, und der IT-Experte und ICQ-Schöpfer Yossi Vardi. Diskutiert wurden die ökonomischen und politischen Beziehungen, die Hochschulausbildung in Israel sowie neue wechselseitige Investitionsmöglichkeiten. Döpfner sagte, man wolle die Zusammenarbeit "noch stärker" ausbauen. "Beide Regionen", so der Verlagschef, "haben gemeinsame wirtschafts-, kultur- und sicherheitspolitische Interessen." Vardi, Vorstandschef von International Technologies, ergänzte: "Sowohl Europa als auch Israel verfügen über eine unglaubliche Wissens-, Forschungs- und Wirtschaftskompetenz und können durch übergreifende Partnerschaften noch mehr profitieren."