Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg zum sechsten Mal in Folge. Volkswirte hatten dagegen mit einem Stillstand gerechnet.

München. Trotz der Schuldenkrise in Europa ist die deutsche Wirtschaft in Rekordlaune: Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im November den sechsten Monat in Folge und erreichte den höchsten Wert seit Beginn der gesamtdeutschen Berechnung 1991. „Die deutsche Wirtschaft schraubt sich immer höher“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Mittwoch. Die Stimmung verbesserte sich in allen großen Branchen – von der Industrie über den Bau, dem Groß- und Einzelhandel bis hin zu den Dienstleistern. Das Barometer stieg nach Angaben des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) überraschend um 1,6 auf 109,3 Punkte.

++++ Weltweit leichte Abkühlung ++++

Analysten hatten dagegen einen Rückgang auf 107,4 Punkte erwartet. Die 7000 befragten Manager schätzten aber sowohl die Aussichten für die kommenden sechs Monate als auch die Geschäftslage besser als zuletzt ein. Das Barometer für die Erwartungen stieg auf 106,3 von 105,2 Punkten, das Lage-Barometer auf 112,3 von 110,2 Punkten. Der Euro geriet trotzdem unter Druck und fiel erstmals seit September unter 1,33 Dollar. „Es ist schon erstaunlich, dass sich der Euro in seinem Abwärtssog auch von so einem guten Ifo-Index nicht aufhalten lässt“, erklärte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke und erklärt das mit der Schuldenkrise. „Die Unsicherheit darüber, wie es weitergeht, ist einfach zu groß.“

SCHULDENKRISE LÄSST UNTERNEHMEN KALT

„Der Aufschwung ist intakt und breit angelegt“, sagte Ifo-Experte Klaus Abberger zu Reuters. Die Schuldenkrise zahlreicher Euro-Länder lasse die deutschen Unternehmen noch kalt. „Das schlägt bisher nicht auf das Geschäft durch.“ Zwar seien die Exporterwartungen leicht zurückgegangen, insgesamt aber noch auf einem hohen Niveau. Dafür spiele die inländische Nachfrage eine zunehmende Rolle. Damit bessere sich auch die Lage am Arbeitsmarkt. „Die Rezession liegt hier hinter uns. Die Wirtschaft stellt wieder in Breite ein.“ Davon wiederum profitiere der Einzelhandel. „Die Voraussetzungen sind gut, dass die Kassen im Weihnachtsgeschäft klingen“, sagte Abberger.

WEITERES WACHSTUM ERWARTET

Experten gehen davon aus, dass die Wirtschaft in den kommenden Monaten trotz der Schuldenkrise in Europa robust wächst. „Der Aufschwung ist unglaublich stark, er hat eine neue Qualität erreicht“, sagte UniCredit-Experte Andreas Rees. „Es ist nun unwahrscheinlich, dass das Momentum innerhalb weniger Monate abbricht.“ Die Unternehmen ließen sich von den negativen Schlagzeilen zur Schuldenkrise „überhaupt nicht beeindrucken“.

Die deutsche Wirtschaft war im dritten Quartal um 0,7 Prozent gewachsen – fast doppelt so schnell wie die Eurozone mit 0,4 Prozent. Neben Exporten und Investitionen stützte auch der private Konsum das Wachstum. Die Bundesregierung sagt für das zu Ende gehende Jahr ein Wachstum von 3,4 Prozent voraus, das sich 2011 auf 1,8 Prozent abschwächen soll.