EU und IWF erhöhen Druck auf Irland. Proteste in Griechenland
Dublin/Athen. Die Sorge vor einer Ausweitung der Krise in der Euro-Zone trotz der raschen Hilfe für Irland hat den Euro gestern zeitweise unter die Marke von 1,34 Dollar gedrückt. Seit der ersten Euphorie über die Hilfe für Irland am Montagmorgen hat der Euro damit knapp vier Cent eingebüßt. Am Dienstagnachmittag kostete die europäische Gemeinschaftswährung nur noch 1,3418 Dollar.
"Ein Befreiungsschlag ist dem Euro mit dem Hilfsgesuch Irlands nicht gelungen", sagte Devisenexpertin You-Na Park von der Commerzbank. Die Erleichterung an den Märkten sei nur von sehr kurzer Dauer gewesen. Mit der Perspektive auf mögliche Neuwahlen in Irland sei die Unsicherheit an den Märkten wieder sprunghaft gestiegen. Verstärkt worden sei der Abwärtsdruck für den Euro von der wachsenden Sorge, dass noch weitere Länder unter den milliardenschweren Rettungsschirm der EU schlüpfen müssen. "Die Reihe der Anwärter ist lang", sagte Park. Neben dem hoch verschuldeten Portugal gerate auch das unter der Immobilienkrise leidende Spanien bei manch einem inzwischen ins Blickfeld.
Hilfszahlungen an die Iren geraten in Gefahr
Derweil gefährdet die politische Krise in Irland die Hilfszahlungen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF). EU-Währungskommissar Olli Rehn mahnte die Regierung in Dublin zur unverzüglichen Verabschiedung eines Sparhaushalts, der als Vorbedingung für die Auszahlung der Gelder gilt. Der angeschlagene Ministerpräsident Brian Cowen will das Budget noch vor den angekündigten Neuwahlen durchs Parlament bringen. Oppositionsparteien fordern jedoch einen sofortigen Rücktritt Cowens und verweigern den Sparmaßnahmen ihre Zustimmung.
Rehn sagte nach einem Treffen mit irischen EU-Parlamentariern in Straßburg, es sei entscheidend, dass der Haushalt ohne Verzögerung verabschiedet und die Verhandlungen über das Rettungspaket abgeschlossen werden. IWF-Vizedirektor John Lipsky erklärte, die Verhandlungen mit der irischen Regierung über den Rettungsschirm kämen zügig voran. Es sei jedoch Aufgabe der Regierung, die nötigen politischen Entscheidungen zu treffen.
In Griechenland streiken die Müllabfuhr und Seeleute
In Griechenland führt der Sparzwang infolge der Schuldenkrise derweil zu massiven Streiks. Die Müllabfuhr lässt schon knapp eine Woche den stinkenden Abfall auf den Straßen liegen, und seit gestern sind auch die Seeleute im Ausstand. Viele Inseln, die keinen Flughafen haben, sind von der Außenwelt abgeschnitten, wie das staatliche Radio berichtete. Die Gewerkschaft der Seeleute verkündete nun, der ursprünglich 24-stündige Streik soll um weitere 48 Stunden verlängert werden.
Die Gewerkschaft der bei der Müllabfuhr Beschäftigten fordert mehr Geld, die Einstellung von 500 zusätzlichen Arbeitern und den Stopp von Entlassungen von Angestellten, die auf Zeit beschäftigt sind. Städte und Regierung weigern sich aber, weil es wegen der dramatischen Finanzlage nicht genug Geld dafür im Haushalt gebe. Die Seeleute protestieren gegen das harte Sparprogramm der sozialistischen Regierung in Athen und fordern Lohnerhöhungen von zwei Prozent.