Mit der endgültigen Übergabe von Karstadt an Nicolas Berggruen muss der deutsch-amerikanische Investor nun beweisen, wie tragfähig sein Konzept für die angeschlagene Warenhauskette ist. Die geplante Konzentration auf die Bereiche Mode, Uhren und Schmuck, Wohnen sowie Sport kann grundsätzlich überzeugen. Diese Bereiche lassen sich alle unter der großen Überschrift Lifestyle zusammenfassen und bieten somit die Möglichkeit, dass sich Karstadt in diesem Feld übergreifend neu positioniert. Zudem versprechen sie zumindest einigermaßen auskömmliche Margen. In dem hart umkämpften Feld der Unterhaltungselektronik, das von den Metro-Töchtern Media Markt und Saturn dominiert wird, ist für Karstadt hingegen kaum noch etwas zu holen. Insofern ist es konsequent, dass diese Abteilungen künftig nur noch eine untergeordnete Rolle spielen werden.
Die Neuausrichtung wird allerdings eine Menge Geld kosten, vor allem dann, wenn Karstadt neue zahlungskräftige Zielgruppen für sich erschließen will. Diese fühlen sich von dem zweifelhaften Charme der 70er-Jahre, der noch immer in vielen Häusern herrscht, nicht gerade angezogen. Zwar sollen nun rund 400 Millionen Euro in die Modernisierung fließen, doch diese Summe soll Karstadt aus den laufenden Einnahmen finanzieren. Das erscheint angesichts der gerade abgewendeten Insolvenz aber kaum realistisch. Bislang war Investor Berggruen nur bereit, 70 Millionen Euro eigenes Geld in die Warenhauskette zu stecken. Er wird weit mehr investieren müssen, wenn es ihm mit der Karstadt-Rettung wirklich ernst ist.