Karl Lagerfeld wechselt für kurze Zeit die Branche: Sein Safe-Modell “Narcissus“ kostet 250.000 Euro und soll 30 Mal produziert werden.

Magstadt/Sindelfingen. Die Panzerschränke von Schlossermeister Markus Döttling aus dem schwäbischen Sindelfingen (Kreis Böblingen) sind keine gewöhnlichen Safes: Den jüngsten Coup hat der 39 Jahre alte geschäftsführende Gesellschafter des Tresorbauers Döttling GmbH mit Karl Lagerfeld gelandet. Gemeinsam mit dem Modezaren hat er ein mannshohes spiegelndes Möbel namens „Narcissus“ entworfen.

Das Stück kostet 250.000 Euro, der erste Safe mit der polierten Edelstahloberfläche geht demnächst an Lagerfeld. Vorbestellungen für weitere gebe es schon. Insgesamt sollen 30 dieser Panzerschränke die in Magstadt ansässige Werkstatt verlassen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Lagerfeld? Auf die Idee kam Andreas Schlittenhardt, der zweite geschäftsführende Gesellschafter des Tresorbauers. Der 38-Jährige habe Lagerfeld vor eineinhalb Jahren "einfach ganz frech“ per E-Mail angeschrieben, erzählt Döttling.

Einen Tag später kam die Antwort aus Paris von der Marketingchefin des Modeschöpfers. Lagerfeld finde das Projekt sehr spannend. Der Modezar griff für das Panzerschrank-Projekt schließlich selber zu Papier und Stift und designte den Entwurf.

„Wir haben aber auch gleich gesagt, dass wir nicht die Vergütung zahlen können, die Lagerfeld gewöhnt ist“, erzählt Döttling. Also einigte man sich darauf, den Modeschöpfer an den Verkaufserlösen zu beteiligen. Wie viel er bekommt, bleibt Betriebsgeheimnis. Mit dem Engagement von Lagerfeld wollte der Tresorbauer auch die Frauen für das Thema interessieren, bisher sind 95 Prozent der Kunden des Tresorbauers Männer.

Der Preis für die normalen Safes der Schwaben startet bei 100.000 Euro. Doch dabei steht nicht der Sicherheitsgedanke im Vordergrund. „Der einfache Millionär kauft so etwas nicht. Das sind Leute, die Geld im Überfluss haben“, sagt Döttling. „Die brauchen keine Safes, die haben Häuser die gleichen Festungen und da kommt normalerweise keiner rein.“

Der Hauptmarkt der Firma mit 13 Beschäftigten liegt in Nordamerika, Mexiko und auch Venezuela. Namen von Kunden lässt sich Döttling nicht entlocken. Auf die Frage schweigt er eisern. Diskretion ist Ehrensache. Doch manch einer wurde schon von den Medien geoutet. So auch Hotel-Erbin und Society-Girl Paris Hilton. Sie soll Besitzerin eines Tresors sein, in dem sie mehrere Paare ihrer teuren High-Heels unterbringen kann.

Döttling absolvierte nach dem Abitur eine Schlosserlehre in dem 1919 gegründeten Familienbetrieb. Damals wurden auch handelsübliche Tresore verkauft. Heute sind viele Kunden des Unternehmens Uhrenliebhaber. Aber es gibt auch weit ausgefallenere Wünsche: So berichtet Döttling von einem Amerikaner, der einen Tresor für seine Ranch bestellt hatte, der mit einem Fell einer seiner Kühe bezogen wurde.

Ein weiteres Standbein des Unternehmens, das im vergangenen Jahr einen Umsatz von vier Millionen Euro machte, ist auch die Restaurierung von alten Panzerschränken. Das dauert in der Regel bis zu 14 Monate, berichtet der Schlossermeister. Zurzeit werde ein Tresor aus dem Jahr 1790 wieder auf Vordermann gebracht.