Der Rücktritt des erfolglosen BP-Chefs Tony Hayward steht kurz bevor. Zu seinem Schaden soll es nicht sein - ihm stehen Millionen zu.

London. Ein Vierteljahr nach Ausbruch der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko steht der umstrittene BP-Chef Tony Hayward offenbar vor seiner Ablösung. Der Mineralölkonzern erklärte, über eventuelle Veränderungen im Management sei noch „keine endgültige Entscheidung“ gefallen, und verwies auf eine Sitzung des Aufsichtsrats am Montagabend. Das Gremium müsste einer Ablösung Haywards zustimmen.

Der „Financial Times“ zufolge bleibt er wahrscheinlich noch zwei Monate auf seinem Posten, während an einer dauerhaften Abdichtung des Lecks durch Entlastungsbohrungen gearbeitet wird. Laut einem Bericht der „Times“ soll Hayward der Abschied mit Abfindungen und Pensionszahlungen in Höhe von insgesamt zwölf Millionen Pfund (14 Millionen Euro) versüßt werden.

Als möglicher Nachfolger ist Vorstandsmitglied Robert Dudley im Gespräch, der seit einigen Wochen die Arbeit der Einsatzkräfte im Golf von Mexiko leitet. Dudley ist Amerikaner, unter anderem in dem jetzt von der Ölpest betroffenen Bundesstaat Mississippi aufgewachsen, hat in den USA studiert und gearbeitet. Er wäre schon vor drei Jahren beinahe BP-Chef geworden, damals setzte sich Hayward aber gegen ihn durch.

Auch ein US-Regierungsbeamter bestätigte, dass der Konzern Washington bereits über die geplante Ablösung informiert habe, ohne allerdings einen genauen Zeitpunkt zu nennen.

In einer Mitteilung an die Londoner Börse erklärte der Konzern, BP nehme die Spekulationen über mögliche Veränderungen im Management und über die Belastung der Kosten durch die Ölpest im Golf von Mexiko zur Kenntnis. „BP bestätigt, dass in diesen Angelegenheiten keine endgültige Entscheidung getroffen worden ist.“ Vergangene Woche hatte das Unternehmen die bislang aufgelaufenen Kosten mit annähernd vier Milliarden Dollar beziffert, aber eingeräumt, dass eine Gesamtsumme noch nicht abzusehen sei.

Bei der Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ am 20. April waren elf Arbeiter ums Leben gekommen. Bis zur provisorischen Schließung des Lecks in der vorvergangenen Woche strömten bis zu 700 Millionen Liter Öl ins Meer.

Hayward zog zu Beginn der Ölkatastrophe mit unglücklichen Aussagen öffentlichen Unmut auf sich. Außerdem warfen Kritiker dem 53-Jährigen vor, das Ausmaß und die Folgen des Unglücks kleinreden zu wollen.