Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat Umsatz und Gewinn jeweils um mehr als 40 Prozent gesteigert. Die Aktie brach trotzdem ein.
Seattle. Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hat trotz eines starken zweiten Quartals die Börse enttäuscht. Wegen kräftig steigender Ausgaben unter anderem für Marketing und Versandkosten brach die Aktie am Donnerstag nachbörslich um 15 Prozent ein. Dabei sahen die Zahlen auf den ersten Blick sehr gut aus: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 41 Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar (5,1 Mrd Euro). Der Gewinn legte um 46 Prozent auf unterm Strich 207 Millionen Dollar zu.
Ralf Kleber, Chef von Amazon Deutschland, äußerte sich zufrieden mit dem zweiten Quartal. „Wir haben sehr gut im Mittelfeld unserer eigenen Erwartungen abgeschnitten“, sagte er. Was an der Börse passiere, hänge oft von den eigenen Modellen der Analysten ab. Nachdem das Schlimmste in der Wirtschaftskrise überstanden zu sein scheine, sitzt das Geld der Kunden wieder lockerer.
Für Marketing, neue Lagerhäuser und eine Reihe neuer Produkte gab der Online-Einzelhändler rund 196 Millionen Dollar aus. In Deutschland will das Unternehmen für das Weihnachtsgeschäft in Frankfurt und Leipzig je 3000 Mitarbeiter einstellen. Bei seinem Verkaufsschlager, dem elektronischen Lesegerät „Kindle“ , will sich Amazon mit deutlichen Preisnachlässen gegen die wachsende Konkurrenz behaupten. In den USA ist der Preis für das Gerät inzwischen von 250 auf 189 Dollar gefallen. Den modernisierten größeren Bruder „Kindle DX“ gibt es für 379 statt 489 Dollar plus Steuern. Die Kunden griffen zu: In der ersten Jahreshälfte 2010 hat Amazon mehr als dreimal so viele Geräte verkauft wie ein Jahr zuvor.
In den USA liefert Amazon mittlerweile fast doppelt so viele E- Books aus wie gebundene Bücher – Gratisangebote nicht mal mit eingerechnet. Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos versuchte, die Börsianer davon zu überzeugen, dass seine Strategie richtig ist: „Wir sehen ein rasantes Wachstum beim „Kindle“.“ Abseits des „Kindle“ brummte vor allem das Geschäft mit Elektronikartikeln. Mittlerweile setzt Amazon mit Digitalkameras oder Staubsaugern mehr um als mit Büchern, CDs und DVDs. Der wichtigste Markt ist immer noch Nordamerika, doch der Rest der Welt holt auf.
Seit kurzem vertreibt Amazon in Deutschland auch Lebensmittel. Inzwischen seien rund 50.000 verschiedene Artikel im Angebot , sagte Kleber. Zu den Produkten zählten auch Bio-Nahrungsmittel wie Nudeln, Reis oder Datteln. Am Vortag hatte bereits der rivalisierende Online-Marktplatz Ebay gute Geschäfte und steigende Nutzerzahlen vermeldet. Zwischen beiden tobt ein Kampf um die Kunden. Amazon wuchs zuletzt deutlich schneller.