Die britische Regierung entwirft angesichts der Ölpest im Golf von Mexiko Krisenpläne für BP. Aber noch kämpft der Energiekonzern.

London/Dubai. Der angeschlagene Energiekonzern BP hat Kreisen zufolge auf der Suche nach einem strategischen Investor Kontakt mit mehreren Staatsfonds im Nahen Osten und Asien aufgenommen. BP-Führungskräfte hätten Gespräche mit Vertretern von Staatsfonds in Abu Dhabi, Kuwait, Katar und Singapur geführt, sagte eine hochrangige Person aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur Reuters. „BP sucht einen strategischen Partner, damit es nicht von anderen großen Ölgesellschaften wie Exxon und Total übernommen wird.“

Bereits am Wochenende hieß es in Medienberichten, der britische Energieriese suche nach neuen Großinvestoren, um potenzielle Übernahmeversuche abwehren zu können. Die BP-Aktie war daraufhin so gefragt wie selten in den vergangenen Wochen und lag auch am Dienstagvormittag mit mehr als drei Prozent im Plus. Der Konzern, dessen Marktwert sich seit Beginn der Ölpest halbiert hat, hat bereits erklärt, durch den Verkauf von Geschäftsteilen in diesem Jahr zehn Milliarden Dollar einnehmen zu wollen.

Nach Informationen der "Times“ bereitet sich die britische Regierung angesichts der astronomischen Kosten für die Ölkatastrophe auf ein Auseinanderbrechen von BP vor. Es würden Krisenpläne für den Fall eines Zusammenbruchs oder einer Zerschlagung des Konzerns ausgearbeitet, berichtete die Zeitung ohne genaue Quellenangabe. Falls das ehemals größte britische Unternehmen die Krise nicht überleben sollte, betreffe dies nach Auffassung der Regierung unmittelbar britische Interessen. So gehöre BP der größte Teil der britischen Energie-Infrastruktur, unter anderem ein Leitungssystem, das über 50 Öl- und Gasfelder in der Nordsee verbinde.

Von einem etwaigen Zusammenbruch wären auch viele britische Rentenfonds betroffen, die in BP-Aktien investiert haben. Wie die Zeitung weiter berichtet, will der britische Premierminister David Cameron die Zukunft von BP während eines Besuchs in Washington am 20. Juli mit Vertretern der US-Regierung besprechen.

Zweieinhalb Monate nach dem Untergang der Plattform „Deepwater Horizon“ musste der britische Energieriese nach eigenen Angaben bislang bereits mehr als drei Milliarden Dollar für die Bewältigung der Katastrophe aufbringen, inklusive 147 Millionen Dollar an Entschädigungszahlungen. Und die Rechnung steigt weiter, denn ein durchschlagender Erfolg bei der Bekämpfung zeichnet sich zumindest bis August vorerst nicht ab.

BP hofft, dass das defekte Bohrloch in gut 1,5 Kilometern Tiefe im kommenden Monat verschlossen werden kann, wenn die Entlastungsbohrungen greifen. Bis dahin sollen anderen Maßnahmen helfen, die Ausbreitung des Ölteppichs zumindest etwas im Zaum zu halten. So teilte BP am Montag mit, an Plänen für weitere Öl-Auffangvorrichtungen zu arbeiten. Einsatzbereit könnten diese demnach Mitte oder Ende des Monats sein.

Außerdem soll ein Supertanker mit dem Namen „A Whale“ in Kürze damit beginnen, Öl von der Meeresoberfläche abzugreifen. Noch befindet sich dieses Vorhaben in der Testphase, die wegen des hohen Seegangs in Folge des durchgezogenen Hurrikans „Alex„ verlängert wurde, wie ein Sprecher des taiwanischen Schiffseigners TMT Shipping Offshore mitteilte. „A Whale“ soll etwa 80 Millionen Liter ölverseuchtes Wasser von der Oberfläche aufnehmen können.

Seit Ende April sprudelten Millionen Liter Öl in den Golf, nur ein Bruchteil wird bislang aufgefangen. Die Ölpest hat bereits massive Umweltschäden an der US-Golfküste verursacht und unter anderem die örtliche Tourismus-Industrie in Mitleidenschaft gezogen. So kamen am verlängerten Feiertagswochenende merklich weniger Besucher an die sonst so weißen Sandstrände.