Die chinesische Zentralbank hat am Sonnabend eine leichte Aufweichung ihrer umstrittenen Kontrollen der Landeswährung angekündigt. Ab Montag würden tägliche Kursschwankungen des Yuan gegenüber dem Dollar um bis zu einen Prozent zugelassen. Bisher lag die Grenze bei 0,5 Prozent.
Peking. China lässt die Zügel bei seiner Landeswährung Yuan lockerer und gibt dem streng regulierten Devisenhandel mehr Spielraum. Ab Montag wird die Handelsspanne für die Währung zum Dollar bei einem Prozent und nicht mehr lediglich bei 0,5 Prozent liegen. Analysten sehen in dem Schritt einen Hinweis darauf, dass sich die chinesische Wirtschaft in einer Abkühlung befindet und trotzdem robust genug ist, um lang angekündigte, strukturelle Reformen abfedern zu können. Die Maßnahme dürfte den Dauerstreit der Volksrepublik mit den USA um den Wechselkurs vor dem IWF-Frühlingstreffen in der kommenden Woche entschärfen. Die USA werfen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt vor, ihre Währung künstlich niedrig zu halten, um sich im weltweiten Handel Vorteile zu verschaffen.
"Die Zentralbank hat ein gutes Zeitfenster gewählt, um die Handelsspanne auszuweiten. Am Markt schwächen sich die Erwartungen für einen stärkeren Yuan ab“, sagte Chefökonom Dong Xian’an von Peking First Advisory. Zudem zeige es, dass China an seinem Reformkurs festhalte. Selbsternanntes Ziel der Regierung in Peking ist es, bis 2015 den Yuan – der auch Renminbi genannt wird – zu einer frei konvertiblen Währung zu machen. Spätestens dann wird der Yuan ein ernstzunehmender Konkurrent für den Dollar im Wettbewerb um den Titel als globale Reservewährung.
Nach Angaben der Zentralbank darf der Yuan ab Montag ein Prozent nach oben oder nach unten vom Mittel für den Yuan-Dollar-Handel abweichen. Das Mittel legt die Zentralbank fest und gibt damit vor, wie sich die Regierung die maximalen Schwankungen im Devisenhandel des Tages vorstellt. Die Notenbank begründete ihr Vorgehen damit, dass die „Fähigkeit des Marktes, den Preis unabhängig festzulegen und die Risiken zu handhaben, jeden Tag wächst“.
Derzeit steuert Chinas Wirtschaft auf ihr schwächstes Jahr seit langem zu. Zu Jahresanfang war das Plus so gering wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Die Führung in Peking drosselte ihre Wachstumsprognose für 2012 bereits auf 7,5 Prozent. Das wäre das geringste Plus des boomenden Schwellenlandes seit 1990. Die meisten Analysten rechnen deswegen auch nicht mit einer deutlichen Aufwertung der Währung. Einige halten sogar einen Rückgang des Wechselkurses für möglich. (rtr/dapd)