Air Berlin will nach einem herben Verlust 2011 durchstarten. Ob der neuen starke Partner und ein Sparprogramm ausreichen, ist ungewiss. Die Konkurrenz in Europa wird nicht kleiner.

Berlin. Für Air Berlin war 2011 ein Rekordjahr der besonderen Art. Die Fluggesellschaft erreichte Höchstmarken bei der Passagierzahl und beim Umsatz, zugleich aber einen Rekordverlust: ein Minus von 272 Millionen Euro, fast dreimal so viel wie 2010. Das vierte Jahr mit roten Zahlen in Folge lässt die Skepsis wachsen, ob die deutsche Nummer zwei der Branche den Umschwung noch einmal schaffen kann.

„Air Berlin ist lebendig“, schleudert Vorstandschef Hartmut Mehdorn den Zweiflern entgegen. Der Einstieg der arabischen Etihad Airways im Januar mit einem Anteil von gut 29 Prozent stabilisiere Eigenkapital und Liquidität. „Hier ist die große Unruhe aus dem Haus“, sagt Mehdorn bei Vorlage der Jahresbilanz am Donnerstag. „Wir haben Zeit, unsere Maßnahmen in Ruhe umzusetzen.“

Mehdorn steht weiter auf der Kostenbremse und erkennt „positive Effekte“ des Sparprogramms „Shape & Size“. So werde das Ergebnis des ersten Quartals trotz des weiter gestiegenen Kerosinpreises besser aussehen als vor einem Jahr. Eine Prognose fürs ganze Geschäftsjahr wagt Mehdorn wegen vieler Unwägbarkeiten nicht. Sein Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer erwartet für 2012 ein um 200 Millionen Euro verbessertes operatives Ergebnis. Die Passagierzahl solle gehalten werden, bei einem vier bis fünf Prozent geringeren Sitzplatzangebot, ergo besserer Auslastung.

Die Aktionäre waren schon von Mehdorns Vorgänger Joachim Hunold immer wieder vertröstet worden. 2011 wollte Hunold unbedingt ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern erreichen. Tatsächlich wurde es im operativen Geschäft ein bitteres Minus von 247 Millionen nach nur 9 Millionen Minus im Jahr zuvor und stets schwarzen Zahlen bis 2009. Wer die Air-Berlin-Aktie beim Börsengang 2006 für 12 Euro kaufte, hat nach jetzigem Stand mehr als 80 Prozent seines Einsatzes verloren.

Auch wenn das Unternehmen dank des neuen starken Partners Etihad aus Abu Dhabi nicht akut existenzgefährdet scheint, bleibt die langfristige Zukunft ungewiss. Noch ist nicht ausgemacht, dass der sechstgrößte Flugkonzern in Europa am neuen Berliner Flughafen, der im Juni eröffnet wird, das gewünschte Drehkreuz etablieren kann und die Mitgliedschaft im Luftfahrtbündnis Oneworld eine Erfolgsgeschichte wird.

Die ganze Branche kränkelt, mit Europaflügen, dem Schwerpunkt Air Berlins, lässt sich in der momentanen Konkurrenzsituation kein Profit machen. Mehdorn versäumt auch bei keiner Gelegenheit, auf das „Unding“ der Luftverkehrssteuer hinzuweisen. Sechs deutsche Airlines zahlten 60 Prozent dieser Steuer, die anderen 40 Prozent würden von 100 ausländischen Gesellschaften getragen. Das verzerre den Wettbewerb.

Mehdorn setzt nun mit Etihad und Oneworld auf „eine Welt voller Möglichkeiten“, wie er es in der aktuellen Ausgabe des Bordmagazins nennt. Etihad und Air Berlin könnten zusammen 239 Ziele in 77 Ländern anbieten. Für Air-Berlin-Kunden weitet sich der Horizont Richtung Asien und Australien. Der Beitritt zu Oneworld bedeute den Aufstieg „in die Weltliga der Airlines“ und damit: „Wir sind so ohne weiteres nicht abschaffbar.“ Von Burkhard Fraune und Bernd Röder