Die Wirtschaftsbehörde legt den Entwurf für den Hafenentwicklungsplan vor. Weiteres Kreuzfahrtterminal am Überseezentrum in Planung.
Hamburg. Das Konzept für die Zukunft des Hamburger Hafens steht. Auf 105 Seiten zeigt der Hafenentwicklungsplan der Wirtschaftsbehörde, wie sich Hamburgs Tor zur Welt bis zum Jahr 2025 entwickeln soll. „Wir haben eine exzellente Wettbewerbslage“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) gestern bei der Vorstellung der Strategie des Senats. Sie soll nun mit dem Ausbau gefestigt werden.
Der Plan wird heute an knapp 30 Verbände, Kammern sowie Umwelt- und Verkehrsorganisationen und Gewerkschaften versandt. Horch rechnet während der vier Wochen, in denen die jeweiligen Fachleute erneut Stellung nehmen können, nicht mehr mit grundlegender Kritik. „Wir haben in vier Hafendialogen und bei zwei Gipfeln die Konzept mit allen Beteiligten ausführlich diskutiert“, so der Senator.
Zu den zentralen Punkten des unter dem Titel „Hamburg hält Kurs“ vorgelegten Entwurfs zählt das neue Central Terminal Steinwerder (CTS). Für die Anlage, die von 2020 an nach und nach in Betrieb gehen soll, wird die Planfeststellung im kommenden Jahr beginnen. Wichtig ist, dass dort der Schwerpunkt nicht allein im Containerumschlag liegen wird. „Wir wollen die Wertschöpfung erhöhen und dort auch Industrie ansiedeln, für die der Wasseranschluss wichtig ist“, sagte Horch. Als Beispiele dafür nannte der Senator gestern den Bau und die Entwicklung von Windrädern, Werkstätten für das Umrüsten von Autos, Firmen für erneuerbare Energien oder auch Lagerhallen.
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Klar ist für Horch: Er will das 800-Millionen-Projekt ohne zusätzliche Kosten für den Haushalt abwickeln „Wir werden dazu über Finanzierungskonzepte mit dem künftigen Betreiber verhandeln“, sagte Staatsrat Bernd Egert. Zunächst jedoch muss der Betrieb international ausgeschrieben werden. Als einer der Interessenten gilt dabei die chinesische Reederei Cosco.
Bis zur Fertigstellung des CTS soll der für die kommenden Jahre erwartete Hochlauf im Containerumschlag über den Ausbau der vier derzeitigen Terminals bewältigt werden. Horch rechnet nach einem Umschlag von gut neun Millionen Standardcontainern (TEU) 2011 künftig mit einem jährlichen Wachstum von sieben Prozent. Damit liegt das Potenzial für Hamburg 2025 bei mehr als 25 Millionen TEU.
Der neue Hafenentwicklungsplan befasst sich allerdings nicht allein mit hafenspeziellen Visionen – auch zu den Nahtstellen mit der Stadt gibt das Papier die künftige Marschrichtung vor. Beispiel Überseezentrum: Dieses Areal mit großen Umschlagsschuppen ist mit 26 Hektar fast doppelt so groß wie die Binnenalster und liegt direkt gegenüber von künftigen Bauflächen in der HafenCity. Zuletzt war die Fläche als neuer Universitätsstandort im Gespräch, davor als Olympia-Zentrum. Doch der auch mit dem Oberbaudirektor abgestimmte Plan setzt nun wieder auf einen Vorrang der Hafennutzung.
Hier könnte ein drittes Hamburger Kreuzfahrtterminal gebaut werden, heißt es in dem Papier. Vorstellbar sei eine Kooperation beim Bau mit Reedereien, sagte Horch. In jedem Fall werde dort Landstrom zum Einsatz kommen und das Terminal so „emissionsfrei“ arbeiten. Die Planungen sollen Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die Bauzeit dürfte mindestens zwei Jahre betragen. Weiter vorstellbar auf dem Gelände sei zudem der Bau eines Kongresszentrums, von Gebäuden für Schulungen der maritimen Wirtschaft und ein Wissenszentrum, das auf Hafen- und Schifffahrt ausgerichtet sei.
Erkenntnisse von Wissenschaft und Forschung sollen künftig auch den Verkehr im Hafen besser steuern: Die Wirtschaftsbehörde setzt dabei auf eine Optimierung der Informationstechnologie. Sobald ein großer Frachter in den Ärmelkanal einlaufe, müsse klar sein, wie und wann die Fracht von Hamburg aus weitertransportiert wird, sagte Horch: „Lkw sollten nur in den Hafen einfahren, wenn Ladung bereit steht.“ So könnten Staus und unnütze Verkehre vermieden werden. Dazu könnten große Lkw-Warteplätze außerhalb der Stadt, vor allem an den Autobahnen A 24, A 1 und A 7 eingerichtet werden. „Wir sind mit Landkreisen bereits im Gespräch“, so Horch.
Aussagen trifft der Plan zudem für eine Hafenerweiterung: Zwar dürften die vorhandenen Terminals und das neue CTS zunächst viel Wachstum abfangen, doch Moorburg als „Option“ für eine Hafenerweiterung müsse bestehen bleiben, heißt es in dem Plan. Bei der Trassenplanung für die neue Autobahn 26 oder die neue Hafenschlickdeponie müssten Flächen freigehalten werden.
Nach Ablauf der Frist für Stellungnahmen oder Veränderungen zu dem Plan ist noch eine behördeninterne Abstimmung vorgesehen. Im zweiten Quartal dieses Jahres soll das Papier vom Senat verabschiedet und die Bürgerschaft in Kenntnis gesetzt werden.