Die Reisebranche erwartet erneuten einen Anstieg. Verbraucher wollen trotz Krise und Unruhen nicht auf ihre Urlaubsreise verzichten.
Berllin. Die Sommerferien sind im Anmarsch und die Anbieter rüsten sich für den Countdown. Denn auch die Krisen und politische Unruhen in zahlreichen Ferienländern können der Reisebranche die Stimmung nicht verderben. Auch in schweren Zeiten wollen die Verbraucher auf ihren Urlaub nicht verzichten, heißt es vor Beginn der weltgrößten Reisemesse ITB (7. bis 11. März) in Berlin. Und so erwartet die Welttourismusorganisation (UNWTO) 2012 erstmals über eine Milliarde Touristen. Das wäre ein erneuter Anstieg von drei bis vier Prozent, nach einem Plus von 4,4 Prozent im Vorjahr.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Branche werde dabei nicht selten unterschätzt, meinen Experten. Weltweit trägt der Sektor immerhin fünf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. In Deutschland geben Touristen nach einer Untersuchung im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft an die 300 Milliarden Euro aus. Die deutsche Branche hat mit 97 Milliarden Euro einen Anteil von 4,4 Prozent an der Bruttowertschöpfung, mehr als etwa Autobauer oder Banken. „Der Tourismus ist ein ökonomisches Schwergewicht“, sagt Wirtschaftsstaatssekretär Ernst Burgbacher (FDP).
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Der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Jürgen Büchy, betont, die Branche sei „Jobmotor und Wachstumsbranche zugleich“. Immerhin arbeiteten fast drei Millionen Menschen im Tourismus, sieben Prozent aller Jobs in Deutschland.
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Die deutschen Hotels melden seit 2004 Jahr für Jahr höhere Übernachtungszahlen – mit Ausnahme nur des Krisenjahres 2009. Die deutschen Flughäfen registrierten zuletzt so viele Passagiere wie noch nie – 2011 waren es insgesamt fast 200 Millionen Fluggäste.
Mehr als die Hälfte der Touristen weltweit tummeln sich laut UNWTO in Europa – dabei zählt die Organisation nur Auslandsreisen. Und die Deutschen gelten dabei als Reiseweltmeister. Fast 61 Milliarden Euro gaben Bundesbürger laut einer Commerzbank-Studie 2011 für Reisen ins Ausland aus. Und in diesem Jahr wird eine Steigerung von etwa zwei Prozent erwartet.
Die Deutschen würden „lieber im Alltag den Gürtel etwas enger schnallen, als die besten Wochen des Jahres daheim zu verbringen“, sagt Ulrich Reinhardt von der Stiftung für Zukunftsfragen. Zwar klaffe die Schere zwischen Arm und Reich auch bei der Urlaubsplanung auseinander. Dennoch säßen 45 Prozent der Deutschen gedanklich schon auf gepackten Koffern, jeder neunte wolle sogar mehrmals verreisen.
Dementsprechend zeigt sich die Reiseindustrie zuversichtlich. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres von September bis Ende Dezember haben die großen Reisekonzerne zwar noch unter den Nordafrika-Unruhen gelitten. Auch bei Griechenland-Zielen, die das vorige Jahr trotz Demonstrationen und Schuldenkrise relativ unbeschadet überstanden hatten, spürt etwa Branchenprimus Tui nun Zurückhaltung.
Insgesamt aber sind die Anbieter zufrieden – auch wenn die Buchungen zum Teil noch leicht unter dem Vorjahr liegen. Der Umsatz stimme, Urlauber griffen gerne auch bei teureren und exklusiven Angebote zu.
Die Preise hätten sich trotz des scharfen Wettbewerbs behauptet und die Margen seien stabil, heißt es bei Thomas Cook mit der Hauptmarke Neckermann. Die Verbraucherstimmung sei gut und die entspannte Lage auf dem Arbeitsmarkt wirke sich positiv aus, berichtete Tui.
Die Rewe Touristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) ist mit dem Start ins Jahr ebenfalls sehr zufrieden. Vor allem die Türkei boome und Tunesien melde sich nach den Unruhen des Vorjahres nun zusehends zurück. Hohe Zuwächse haben in diesem Jahr Kroatien und auch Bulgarien, wie Tui und Thomas Cook berichteten. Lieblingsziel der Deutschen bleibe aber Spanien. (dpa/abendblatt.de)
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