RWE-Innogy-Manager beklagt Vertrauensverlust wegen Verzögerungen beim Energienetzausbau
Hamburg. Die Offshore-Windenergie wird bis zum Jahr 2020 nach Auffassung des RWE-Konzerns nicht den geplanten Beitrag zur Energiewende leisten können. Der vorgesehene Ausbau der Windenergie vor der deutschen Küste auf 10 000 Megawatt Leistung sei "auf keinen Fall" mehr erreichbar, sagte Hans Bünting, der künftige Chef der RWE-Konzerntochter RWE Innogy, gestern in Hamburg.
Wegen bereits eingetretener Verzögerungen beim Ausbau der Energienetze und dem Bau von Offshore-Windenergieparks habe das Vertrauen der Investoren massiv gelitten. "Wie es danach weitergeht, hängt davon ab, wie das Netz ausgebaut wird."
Ein Ausbau der Offshore-Windenergie auf 10 000 Megawatt würde bedeuten, dass bis 2020 rund 2000 Windkraftanlagen mit einer Leistung von jeweils fünf Megawatt in der deutschen Nord- und Ostsee arbeiten müssten. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste rein rechnerisch ungefähr an jedem Werktag bis 2020 ein Windkraftwerk auf dem Meer errichtet werden. Bis zum Jahr 2030 soll dann die Offshore-Windkraft nach den Plänen der Regierung auf 35 000 Megawatt ausgebaut werden.
RWE Innogy kann wiederum sein eigenes Projekt "Nordsee Ost" 35 Kilometer nördlich von Helgoland erst mit einem Jahr Verspätung umsetzen, weil sich der Netzanschluss verzögert.
Der Netzbetreiber Tennet hatte im November bekannt gemacht, dass es wegen technischer Probleme des Generalunternehmers beim Ausbau von zwei Plattformen zu Verzögerungen kommen werde. Es gebe nunmehr intensive Gespräche zwischen Tennet, dem Generalunternehmer und den Windparkbetreibern, ob die Verzögerungen aufgeholt werden können, ergänzte eine Sprecherin.
RWE Innogy will sich dagegen den Schaden durch die Verzögerung in dreistelliger Millionenhöhe erstatten lassen. Ursprünglich wollte RWE Innogy den Windpark mit 48 Anlagen und einer Gesamtleistung von 295 Megawatt bereits 2013 in Betrieb nehmen. Damit könnten 310 000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Nun will das Unternehmen erst Ende 2012 mit dem Bau beginnen. Zwei Bauschiffe aus Südkorea sind bereits unterwegs, in Bremerhaven und auf Helgoland laufen die Vorbereitungen für die Bauphase auf Hochtouren.
Nun werde auch das Anschlussprojekt "Nordsee 1" später als geplant in Angriff genommen, weil die Bau- und Managementkapazitäten länger beim ersten Projekt gebunden wären. "Der Bau von Windkraftanlagen auf See ist eine hochkomplexe logistische Herausforderung", sagte der RWE-Manager, der zum 1. Juli die Leitung des Tochterunternehmens für erneuerbare Energien übernimmt.
RWE gibt in den nächsten Jahren rund eine Milliarde Euro jährlich für erneuerbare Energien aus, davon 40 bis 50 Prozent für Offshore-Windenergie. Die Rendite sei mit acht bis neun Prozent nach Steuern angesichts der enormen Risiken nicht so hoch, dass ein Investor darüber jubelt.