Brüder Kowalsky verkaufen ihren 30-Prozent-Anteil an die Radeberger-Gruppe
Ostheim/Hamburg. Der Siegeszug der Bionade hatte in Hamburg begonnen. Um die Jahrtausendwende war die Hansestadt der erste große Absatzmarkt, Mitte des vergangenen Jahrzehnts machten die Firmengründer Stephan und Peter Kowalsky 40 Prozent ihres bundesweiten Umsatzes an Alster und Elbe. Nun verlassen die Brüder das Unternehmen. Die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger-Gruppe gab gestern bekannt, dass sie die restlichen 30 Prozent der Kowalsky-Brüder übernommen hat und diese ihren Platz in der Geschäftsführung bereits geräumt haben. Laut Verhandlungskreisen liegt der Kaufpreis im einstelligen Millionenbereich.
Der Braukonzern war 2009 bei Bionade eingestiegen - als der Überraschungserfolg des Getränks bereits ins Stocken geraten war. Von gut 150 Millionen Flaschen im Jahr 2008 sank der Umsatz pro Jahr auf rund 60 Millionen. Auf den steilen Aufstieg folgte der Fall.
Als die Brüder aus der fränkischen Provinz Ende der 90er-Jahre die Ökolimonade entwickelt hatten, wollte zunächst keiner der umliegenden Getränkehändler die Biobrause in sein Sortiment aufnehmen. Göttsche Getränke aus Hamburg war die Ausnahme. "Damals wussten wir nicht, dass das der größte Getränkehandel in Hamburg ist", erinnerte sich Peter Kowalsky. Die Bestellungen beim Händler häuften sich, bald wurden auch Szenebars und Werbeagenturen beliefert. Als 1999 die Drogeriekette Budnikowsky Interesse an der Ökolimonade zeigte, war das der Durchbruch. Mit dem Partner Radeberger sollte 2009 der internationale Siegeszug gestartet werden. "Wir wollen nicht, dass Bionade so etwas wie eine kleine Szenelimo in Deutschland bleibt", sagte Stephan Kowalsky damals. Für den Verkauf ihres 70-Prozent-Anteils kassierten die Brüder laut "Manager Magazin" 20 Millionen Euro.
Bionade-Fans warfen der Firma daraufhin den Verrat einer Idee vor. Kommerz und Bio - das gehe nicht zusammen. Dem Getränk machten Nachahmerprodukte und Preiserhöhungen zu schaffen. "Bionade hat bewegte und schwierige Zeiten hinter sich", räumten die Kowalsky-Brüder ein. Neben Absatzproblemen soll Branchenkreisen zufolge schon länger ein Streit unter den Gesellschaftern geschwelt haben. Die Kowalskys scheiterten mit ihrer Idee, Bionade in eine Genossenschaft umzuwandeln. Nun erklärten sie: "Wir wissen Bionade und unsere Mitarbeiter bei der Radeberger-Gruppe in guten Händen." Sie selbst wollen sich neuen Projekten im Bereich nachhaltige Entwicklung widmen.