Frankfurt/Main. Mit günstigem Geld sollte der Euro-Rettungsschirm EFSF klammen Euroländern helfen. Doch nun hat das Konstrukt selbst seine Topbonität verloren – bei einer der drei maßgeblichen Ratingagenturen. Das dürfte nicht ohne Folgen für die Eurozone bleiben.
Warum wird auch die Bonität des Rettungsschirms EFSF bewertet?
Auch der europäische Rettungsschirm EFSF nimmt Kredite am Markt auf, um sie dann mit einem Aufschlag an klamme Eurostaaten wie Irland und Portugal weiterzureichen. Deshalb ist es für Investoren nötig, dass auch die Kreditwürdigkeit der von den 17 Eurostaaten getragenen Institution bewertet wird. Von diesen 17 gibt die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) nur noch 4, nämlich Deutschland, Finnland, die Niederlande und Luxemburg, die Bestnote „AAA“. Die vier Staaten stehen für 270 der 440 Milliarden, die dem Fonds zur Verfügung stehen. Die beiden anderen großen Ratingagenturen, Moody’s und Fitch, halten bislang an ihrer Topbewertung für den Rettungsschirm fest.
Welche Folgen kann die S&P-Abwertung haben?
Prinzipiell besteht die Gefahr, dass die Zinsen für den bislang erstklassigen Schuldner EFSF steigen – und damit die Kosten für die Rettung einzelner Mitgliedsländer. Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, rechnet mit einem Aufschlag von 0,25 Prozent. Das muss aber nicht zwangsläufig so kommen, wie das Beispiel der USA belegt: Die Amerikaner können sich trotz Herabstufung immer noch vergleichsweise günstig Geld leihen. Auch der EFSF kommt trotz der Abwertung bislang weiterhin äußerst günstig an Geld: Bei einer Auktion von Geldmarktpapieren mit sechsmonatiger Laufzeit flossen dem Krisenfonds am Dienstag wie angestrebt 1,5 Milliarden Euro zu. Mit 0,266 Prozent bewegten sich die Zinsen sogar auf niedrigerem Niveau als die Rendite der umlaufenden Dreimonatspapiere des EFSF.
Wie aktiv ist der EFSF derzeit?
Gerade im Januar hat die Luxemburger Einrichtung unter Führung des deutschen Beamten Klaus Regling drei Milliarden Euro eingesammelt, die an Irland und Portugal weitergereicht wurden. Von den maximal möglichen 440 Milliarden Euro Notkrediten sind noch zwischen 250 und 300 Milliarden nicht ausgeschöpft. „Der EFSF hat genug eigene Mittel, um seine Verpflichtungen für derzeitige und potenzielle künftige Anpassungsprogramme zu erfüllen“, versicherte der Chef der Eurogruppe, Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker.
Welche Änderung bringt der europäische Stabilitätsmechanismus (ESM), der nach dem Willen der Bundesregierung schon Mitte des Jahres den EFSF ablösen soll?
Das ist schwer abzusehen. Für den ESM, der sich ebenfalls Mittel am freien Geldmarkt besorgen müsste, streben die Eurostaaten ebenfalls eine Topbonität an. Sie steht mit der jüngsten Abwertung für den EFSF zumindest in Frage. Anders als der EFSF wird der dauerhafte Krisenfonds ESM über Bareinlagen verfügen und ist damit unabhängiger von den Ratings der Geberländer. Die Staaten sind bislang allerdings nur bereit, 80 Milliarden der geplanten 500 Milliarden Euro Volumen auch tatsächlich selbst einzuzahlen. Schon das wird vielen Euromitgliedern nur schwer möglich sein.
Was bedeutet das alles für private Anleger und Sparer?
Direkte Auswirkungen haben die Bemühungen der Eurostaaten zur Rettung ihrer gemeinsamen Währung nicht. Letzten Endes müssten jedoch natürlich die Steuerzahler die Zeche zahlen, wenn kriselnde Eurostaaten ihre Kredite nicht zurückzahlen. Dann wären große Geberländer wie Deutschland mehr als andere betroffen.