Im Dezember kam es zu einer erhöhten Verbrauchslast im Süden Deutschlands. Wegen fehlender Leitungen konnte die in Norddeutschland generierte Energie nicht in den Süden transportiert werden.

Düsseldorf. In Deutschland kam es in diesem Winter zu einem Energie-Engpass. Die Bundesnetzagentur zeigt sich besorgt und bestätigt, dass die Stabilität der deutschen Stromversorgung schwer eingeschränkt war. Die Netzbetreiber leiden besonders unter der beschlossenen Energiewende. In einem Fall musste ein Netzbetreiber sogar auf Notstrom in Österreich zuückgreifen. Der Netzbetreiber Tennet griff für zwei Tage im Dezember sogar auf Reserve-Kraftwerke zurück. Um die Stabilität der Stromversorgung weiterhin garantieren zu können, musste etwa ein altes Öl-Kraftwerk bei Graz wieder ans Netz gebracht werden. Ein Sprecher der Netzagentur bestätigte den Vorgang. Ursprünglich bezog Tennet den Notstrom aus Österreich lediglich als Vorsichtsmaßnahme. Tatsächlich musste das Stromnetz dann doch an zwei Tagen angezapft werden.

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Der Grund für die Engpässe: Am 8. und 9. Dezember gab es sowohl eine hohe Windkraft-Leistung im Norden, als auch eine erhöhte Verbrauchslast im Süden Deutschlands. An den beiden Tagen habe das Sturmtief Ekkehard für ein fast volles Windkraftangebot von rund 20.000 Megawatt in Norddeutschland gesorgt. Wegen fehlender Leitungen konnte diese Energie aber nicht nach Süden transportiert werden. Ausserdem: Der Block C des RWE-Atomkraftwerks Gundremmingen wurde unplanmäßig abgeschaltet. 2 der 784 Brennelemente mussten wegen leichter Defekte ausgetauscht werden. Das brachte das Unternehmen in weitere Bedrängnis.

Der Notstrom aus Österreich musste genutzt werden. Zunächst seien nur geringe Mengen Strom, später dann die vollen Kapazitäten der österreichischen Reserve-Kraftwerke angezapft worden. „Es hat sich bestätigt, dass wir mit der Vorsorge richtig lagen“, sagte die Sprecherin. Der Energielieferant Tennet betreibt in Deutschland Höchstspannungsnetze und ist für den Transport von Energie über große Entfernungen zuständig. Das Netz des Betreibers reicht von Norddeutschland bis nach Bayern. Es deckt rund 40 Prozent der Fläche der Bundesrepublik ab.

Im Zuge der deutschen Energiewende wurden im vergangenen Jahr 8 von 17 Atomkraftwerken abgeschaltet. Bei drohenden Engpässen können die Netzbetreiber aber auf die von der Bundesnetzagentur bestimmten Reserve-Kraftwerke in Deutschland und Österreich zurückgreifen. Nach Einschätzung der Netzagentur kann es insbesondere im wirtschaftlich starken Süden des Landes im Winter zu Stromengpässen kommen. Die Bundesnetzagentur hatte vor langfristigen Engpässen bei der Stromversorgung gewarnt. Die Versorgungssicherheit bleibe durch den Atomausstieg für eine Reihe von Jahren angespannt, hatte Behördenchef Matthias Kurth gesagt. Die Netzagentur hatte aber darauf verzichtet, ein stillgelegtes Atomkraftwerk als „Kaltreserve“ für den Winter bereitzuhalten.

Die niederländische Tennet hat das Höchstspannungsnetz von E.ON übernommen. Dem Bericht zufolge hat sich die Zahl von Sondermaßnahmen zur Gewährleistung der Stromversorgung bei Tennet im vergangenen Jahr verdreifacht. Demnach habe das Unternehmen 2011 an 306 Tagen insgesamt 990 Mal eingreifen müssen, um die Stabilität des Netzes zu garantieren, 2010 seien es noch 298 Eingriffe an 161 Tagen gewesen.

(Reuters/abendblatt.de)