Die Wahrscheinlichkeit für den Zusammenbruch der Währungsunion liegt “nahe null“, glauben die Experten der Sparkasse

Hamburg. Seit Wochen vergeht kaum ein Tag ohne schlechte Nachrichten für den Euro. Die Mitgliedstaaten der Währungsunion bereiteten sich bereits darauf vor, nach Griechenland nun auch Spanien Kredite aus dem Rettungspaket zu gewähren, berichtete die "Financial Times Deutschland", was die EU-Kommission wie auch das spanische Wirtschaftsministerium allerdings umgehend dementierten.

Vor diesem Hintergrund wächst die Verunsicherung von Privatanlegern. "Einige Kunden kaufen nicht etwa nur Gold, sondern auch Schweizer Franken, norwegische Kronen oder australische Dollar", sagt Bernd Schimmer, Leiter der Wertpapieranalyse bei der Haspa. Schreckensszenarien wie etwa zweistellige Inflationsraten oder gar eine Währungsreform halten die Experten der Sparkasse jedoch für weit hergeholt. "Die Wahrscheinlichkeit für ein Ende des Euro in Deutschland ist nicht null, aber sie liegt nahe bei null", sagt Haspa-Chefvolkswirt Jochen Intelmann.

Einer Währungsunion müsste eine "völlig zerrüttete Wirtschaft" vorausgehen, und dies sei überhaupt nicht absehbar. Realistisch sei allenfalls eine moderat erhöhte Inflation von drei bis fünf Prozent von 2012 an, so Intelmann: "Das bringt aber unser System nicht zum Zusammenbruch." Zudem gebe es Volkswirte, die eher die Gefahr einer Deflation sehen.

Ohnehin sei die schlechte Stimmung für den Euro gerade in Deutschland schwer nachzuvollziehen, meint Intelmann: "Deutschland war der ganz große Profiteur der Euro-Einführung, denn seitdem können andere europäische Länder ihre Währung nicht mehr abwerten und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland verbessern." Dies habe dem Export als dem bundesdeutschen Wachstumsmotor enorm geholfen.

"Der Euro ist jetzt nicht extrem billig, er ist angemessen bewertet"

Heute steuere Deutschland allein rund 27 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Euro-Zone bei - "und der stärkste muss eben auch manchmal die Lasten der schwächeren mittragen".

Auch der Kursrückgang der Gemeinschaftswährung auf rund 1,20 Dollar gebe keinen Anlass zur Sorge, abgesehen vielleicht vom Tempo der Talfahrt, so Intelmann: "Der Euro ist auf dem aktuellen Niveau nicht extrem billig, er ist angemessen bewertet."

Ein Beleg dafür: Je nach Berechnung sei innerhalb einer Bandbreite von 1,15 bis 1,25 Dollar je Euro eine Kaufkraftparität gegeben. Das bedeutet, dass bei diesen Kursen die Kaufkraft in den USA und in Europa gleich ist. Hinzu kommt: "Der Kursrückgang des Euro wirkt auf die deutsche Exportindustrie wie ein kleines Konjunkturprogramm", sagt Schimmer. Nicht zuletzt aus diesem Grund spreche derzeit manches für den Aktienmarkt.