In ländlichen Regionen Deutschlands bieten Kabelfirmen häufig als einzige schnelles Internet an. Hauptnachteil ist die lange Vertragslaufzeit. Wir vergleichen Doppel-Flatrates für Telefon und Online-Zugang von DSL-Anbietern und Kabelfirmen – und sagen, worauf Kabelkunden besonders achten müssen.

Auch die Deutschland-Karte kennt noch weiße Flecken. Zumindest wenn es um schnelles Internet geht. In ländlichen Regionen haben die traditionellen Telekom-Unternehmen häufig kein DSL im Angebot. Kabelbetreiber wie Unitymedia und Kabel Deutschland profitieren von dieser Lücke, denn häufig können sie auch in solchen Gegenden eine Doppelflatrate (Pauschaltarif) anbieten. Aber auch in den Städten verzeichnen die "Kabler" für ihre Internet- und Festnetzpakete Zulauf. Meist sind es die günstigen Tarife, die Kunden anlocken.

Im eben zu Ende gegangenen Jahr entschieden sich bereits 2,2 Millionen Haushalte für einen solchen Anschluss. Und damit 700 000 mehr als im Jahr 2008. Auch die Internettelefonie (Voice-over-IP) konnte deutlich zulegen: 2009 gab es 3,7 Millionen Anschlüsse, nach 2,2 Millionen im Vorjahr.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Marktanalyse des VATM-Verbandes und der Unternehmensberatung Dialog Consult. Alles in allem dominieren zwar immer noch die klassischen Festnetz- und ISDN-Anbieter, sie verzeichnen aber ein deutlich geringeres Wachstum.

Das schnellste Wachstum erzielen die Kabelfirmen auf dem platten Land. Zwar soll auch das ländliche Deutschland nach und nach erschlossen werden. Das ist aber mit hohen Investitionen verbunden, sodass Telekom und Co. sich Zeit lassen. Zwar scheuen auch die "Kabler" die Investitionen in neue Leitungen.

"Aber es gibt ländliche Gegenden, die bereits heute sehr gut verkabelt sind und in denen kein DSL verfügbar ist", sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer des VATM-Verbandes, in dem fast alle Konkurrenten der Deutschen Telekom Mitglied sind. "

Kabel Deutschland hat über eine Million Haushalte in ländlichen Gebieten, etwa in Bayern, Brandenburg, Rheinland-Pfalz oder Schleswig-Holstein für Breitband-Internet und Telefonie über das TV-Kabel aufgerüstet", sagt eine Sprecherin des deutschen Kabelmarktführers.

Eine erste Orientierungshilfe zu den verfügbaren Anbietern am Ort liefert der Breitbandatlas der Bundesregierung. "Man sollte aber auf jeden Fall beim Anbieter direkt nachfragen, ob er vor Ort ist. Der Breitbandatlas hilft nur bedingt, da die Verfügbarkeit von der genauen Adresse abhängt", sagt Rafaela Möhl vom Telekommunikationsmagazin Teltarif.

Mit etwas Glück bekommen Doppelflat-Suchende aber ein Angebot vom Kabelanbieter, das sogar preislich mit den günstigsten DSL-Tarifen mithalten kann. So kostet das Telefon- und Internetpaket bei Kabel BW etwa derzeit nur 19,90 Euro monatlich und ist damit fünf Cent günstiger als das preiswerteste DSL-Angebot.

Das hilft jedoch nur Kunden in Baden-Württemberg. Kabel Deutschland, das bundesweit am breitesten vertreten ist, verlangt 29,90 Euro monatlich für die Doppelflatrate.

Wie bei den meisten preiswerten Doppelflatrates bekommen Kunden keine "echtes" Festnetz, sondern telefonieren über Internet (entweder Voice-over-IP oder NGN). Die Qualität der Internettelefonie ist umstritten. Manche Kunden beschweren sich über mindere Sprechqualität.

Andere haben überhaupt keine Probleme mit den Leistungen. "Diese Technik wird sich immer weiter durchsetzen. Künftig werden wahrscheinlich auch die Telekom und andere große Unternehmen komplett umsteigen. Die Telekom-Tochter Congstar verkauft schon heute NGN", sagt Telekommunikationsexpertin Möhl.

Gleichwohl gilt: "Kunden buchen einen störungsfreien Anschluss und dieser muss auch gewährleistet sein", sagt Iwona Gromek von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Telekommunikationsexpertin rät, Störfälle zu dokumentieren und Zeugen zu benennen, um Rauschen oder abgeschnittene Telefonate zu belegen. Der Anbieter muss dann nachbessern oder den Kunden vorzeitig aus dem Vertrag lassen.

In der Regel binden sich Verbraucher bei sehr günstigen Flatrate-Angeboten für 24 Monate. "Wir rechnen zwar nicht damit, dass die Preise in den kommenden Monaten noch deutlich fallen. Dennoch müssen Kunden abwägen, was ihnen wichtiger ist. Der niedrige Preis oder die kurze Laufzeit", sagt Teltarif-Sprecherin Möhl.

Auch bei einem Umzug in eine andere Stadt oder in eine gemeinsame Wohnung kommen Kunden nicht so ohne weiteres aus den Verträgen. "Viele Anbieter behalten sich vor, dass ein Umzug nicht zur Sonderkündigung ausreicht. Solange sie den Vertrag auch am neuen Ort ausführen können, stellen sie sich meist stur", sagt Verbraucherschützerin Gromek. Manchmal räumen die Anbieter jedoch ein, dass der Kunde sich gegen einen Pauschalbetrag früher aus dem Vertrag herauskaufen kann.

Die meisten Beschwerden bei der Verbraucherzentrale handeln hingegen von zu langen Wartezeiten beim Anbieterwechsel. Kunden kündigen oft voreilig ihren alten Vertrag und sitzen dann wochenlang ohne Anschluss da. Expertin Möhl empfiehlt daher: "Man sollte auf keinen Fall selbst kündigen. Diese Aufgabe sollte man dem neuen Anbieter überlassen, damit man nicht zwischenzeitlich ohne Anschluss dasteht."

Quelle: Welt Online