EADS startet einen neuen Anlauf. Der Konzern hat sich nun ohne Partner um den Milliardenauftrag für Tankflugzeuge des US-Militärs beworben.

Washington/Paris. Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS wagt doch noch einen Anlauf bei dem milliardenschweren US-Auftrag zum Bau von Tankflugzeugen. Die Nordamerika-Sparte werde ein Angebot am 9. Juli einreichen, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. Das Unternehmen habe sich „fast gezwungen“ gefühlt, mitzubieten, sagte EADS-Nordamerika-Chef Ralph Crosby. Airbus verfüge schließlich über genau das Flugzeug, das den Anforderungen entspreche. „Wenn man das Beste hat, muss man es auch anbieten.“

Anfang März hatte sich EADS zusammen mit seinem Partner Northrop Grumman aus dem Bieterwettbewerb zurückgezogen, weil sie sich gegenüber dem US-Konzern Boeing benachteiligt fühlten. Daraufhin wurden in Europa Stimmen laut, die USA betrieben Protektionismus. Um die Europäer wieder an Bord zu holen, bot das US-Verteidigungsministerium eine Fristverlängerung an. Eine Entscheidung ließ EADS bis dato offen, suchte in der Zwischenzeit aber nach einem Partner. Das erwies sich aber bislang als erfolglos. Die Gespräche dazu würden fortgesetzt, teilte EADS mit. Zudem verfüge der Konzern über ein großes Team aus Lieferanten, sagte der Präsident von EADS-Nordamerika, Sean O'Keefe. Dazu gehören unter anderem General Electric, Honeywell und Rockwell Collins.

Analysten zufolge lässt sich EADS mit seiner Teilnahme an dem Bieterwettbewerb auf einen harten Kampf ein. „Sie werden eine ganze Reihe von Hürden zu überwinden haben“, sagte Howard Wheelon, Stratege bei BGC Partners in London. So ist das von EADS angebotene Flugzeug KC-45 auf Basis der A330 größer und der Betrieb teurer als bei der von Boeing angebotenen 767.

Wie schon zuvor wird auch diese Ausschreibung auf Widerstand in den USA stoßen. Der US-Rüstungsmarkt ist sehr lukrativ und daher heiß umkämpft. Bislang haben es internationale Anbieter sehr schwer, dort Fuß zu fassen. Eine der Begründungen der Politiker war bislang, dass dann US-Arbeitsplätze vernichtet würden. EADS bekräftigte seine Pläne, für den Fall des Zuschlags eine Endmontagelinie für die Tankflugzeuge in Mobile im US-Bundesstaat Alabama zu errichten und damit Arbeitsplätze in den USA zu schaffen.

Die Ausschreibung ist bereits der dritte Anlauf für die Vergabe des Auftrags zum Bau von 179 Tankflugzeugen im Wert von 35 Milliarden Dollar. Ursprünglich sollte Boeing die Maschinen bauen. Nachdem mit der Auftragsvergabe aber einer der größten Beschaffungsskandale der USA aufflog, wurde die Entscheidung rückgängig gemacht. Bei der zweiten Ausschreibung kam Anfang 2008 EADS zum Zug. Nach Protesten von Boeing wurde das Verfahren aber erneut aufgerollt. Mit einer endgültigen Entscheidung ist im Herbst zu rechnen.