Das Münchner Ifo-Institut geht von einer Frühjahrsbelebung der Konjunktur aus. Auch die Bürger schätzen ihre Lage optimistischer ein.

München. Die deutsche Wirtschaft verzeichnet nach dem harten Winter nun eine kräftige Erholung. „Wir haben jetzt eine Frühjahrsbelebung“, sagte Klaus Abberger, Konjunkturexperte beim Münchner Ifo-Institut. Dies sei vor allem am Bau und im Einzelhandel spürbar. Beide Branchen hatten besonders unter den eisigen Temperaturen im Januar und Februar gelitten. Weniger stark sei der Effekt in der Industrie.

Der an den Börsen viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im März kräftig auf 98,1 Punkte. Analysten hatten nur mit einem Plus auf 95,8 Zähler gerechnet.

Abberger sagte, es gebe deutliche Verbesserungen in der Geschäftslage und zwar in fast allen Wirtschaftszweigen. „Die Konjunkturerholung festigt sich und steht mittlerweile auf einer breiteren Basis.“ Selbsttragend sei die Entwicklung aber noch nicht unbedingt. Nach der heftigsten Rezession in der Nachkriegsgeschichte stützen noch milliardenschwere Regierungsprogramme die Konjunktur.

Die Debatte um einen potenziellen Staatsbankrott Griechenlands sei zwar ein allgemeiner Risikofaktor, sagte Abberger. „Für die deutschen Unternehmen ist es aber kein wesentlicher Belastungsfaktor.“ Betroffen seien bisher nicht die Hauptabsatzmärkte in Europa wie Frankreich, Großbritannien oder die Niederlande.

Deutsche blicken zuversichtlicher in die Zukunft

Nach dem Krisenjahr 2009 blicken die Deutschen optimistischer in die Zukunft. Vor allem die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftslage und ihrer eigenen finanziellen Situation schätzten die Befragten in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Allianz und der Universität Hohenheim im ersten Quartal 2010 besser ein als ein Jahr zuvor.

„Das Schlimmste der Wirtschaftskrise liegt hinter uns, Deutschland steht im internationalen Vergleich gut da und auch der Arbeitsmarkt ist relativ stabil. Das scheint sich positiv auf die Stimmung der Menschen auszuwirken“, erklärte der Chefvolkswirt und Leiter der Unternehmensentwicklung der Allianz, Michael Heise.

Der Anteil der im Bezug auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung optimistischen Menschen stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5 Punkte auf 22 Prozent. Allerdings überwiegen hier weiterhin die Menschen, die mit Sorge in die Zukunft blicken. Sie machen der Umfrage zufolge 41 Prozent aus. Der größte Zuwachs ergab sich bei der Einschätzung der allgemeinen Wirtschaftlage: Hier stieg der Anteil der Optimisten um 10 Punkte auf 24 Prozent.

Das eigene Zuhause als Hort des Optimismus

Deutlich positiver als die gesamtgesellschaftliche Entwicklung sehen die Befragten ihr persönliches Leben. Hier stieg der Anteil der Optimisten um 3 Punkte auf 56 Prozent. Der größte Zuwachs ergab sich bei der Erwartung zu Entwicklung der eigenen finanziellen Lage, die 6 Punkte auf 53 Prozent zulegte.

Hort des Optimismus bleibt weiterhin das eigene Zuhause. Hier zeigten 85 Prozent Zuversicht, ein Prozentpunkt mehr als eine Jahr zuvor. Positiv entwickelte sich auch die Erwartung zum Thema Familie/Partnerschaft/Kind. Hier zeigten sich 67 Prozent optimistisch, ein Plus von 5 Punkten. „Gerade im persönlichen Bereich hebt der Frühling nicht selten die Stimmung,“ erklärte Frank Brettschneider, der Leiter des Lehrstuhls Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim.

Bei der Zuversicht für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung zeigt sich ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Während sich in Baden-Württemberg 32 Prozent und in Bayern 25 Prozent optimistisch äußerten, waren es in den bei der Umfrage als „Norddeutschland“ zusammengefassten Ländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen nur 15 Prozent.

Die Entwicklung der eigenen Situation sehen die Menschen in den neuen Bundesländern am kritischsten. Hier zeigten sich 51 Prozent optimistisch. Den mit 60 Prozent größten Anteil Zuversichtlicher fanden die Meinungsforscher in Baden-Württemberg und Niedersachsen. Diese beiden Länder legten massiv zu. Vor einem Jahr hatte sie noch zusammen mit den neuen Ländern das Schlusstrio gebildet. Für die Studie wurden im ersten Quartal 2010 insgesamt 1503 Personen befragt.