Berlin. Die Industrie geht mit dem stärksten Wachstum seit zehn Jahren aus dem Winter. Die Firmen erhielten deutlich mehr Aufträge und steigerten ihre Produktion so stark wie noch nie seit Umfragebeginn im April 1996, wie die Markit-Forscher am Mittwoch mitteilten. Produkte „Made in Germany“ waren dabei auch bei Kunden im Ausland beliebt, die ihre Bestellungen deutlich aufstockten.

Der Markit/BME-Einkaufsmanagerindex stieg nach vorläufigen Daten auf 59,6 Punkte von 57,2 Zählern im Februar – höher lag das Barometer zuletzt im April 2000, als mit 60,9 Zählern der bisherige Rekordwert erreicht worden war. Von Reuters befragte Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang des Barometers auf 56,8 Punkte gerechnet. Zugute kommen dürfte den Firmen dabei, dass die Lager kaum mehr geleert wurden. Nach dem herben Einbruch des vergangenen Jahres baute die Industrie dennoch weiter Stellen ab, wenngleich so wenige wie nie zuvor seit Beginn des Abschwungs im Herbst 2008.

Auch die Dienstleister profitierten von der Konjunkturbelebung und der anziehenden Nachfrage. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex stieg hier auf 54,7 Punkte nach 51,9 Zählern im Februar und erreichte damit den höchsten Stand seit April 2008, zu Beginn der Rezession. Von Reuters befragte Volkswirte hatten nur einen schwächeren Anstieg auf 52,2 Zähler erwartet. Die Bestellungen legten so stark zu wie seit fast zwei Jahren nicht, die Auftragsbestände schrumpften kaum noch. Angesichts der besseren Konjunkturaussichten stellten die Dienstleister wieder neue Mitarbeiter ein. Auch die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr beurteilen die befragten Manager wieder günstiger.

Der Composite-Index, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, schnellte von 55,7 Punkten auf 58,5 Punkte über die Höhe und lag damit den achten Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Das Barometer signalisiert damit deutliche Zuwächse in der deutschen Privatwirtschaft. Erstmals seit September 2008 lässt der Index zudem auf eine steigende Beschäftigung schließen.

Der ungewöhnlich lange, kalte und schneereiche Winter hat das Wachstum zum Jahresende 2009 zwar zum Erliegen gebracht, für den Jahresauftakt 2010 halten manche Experten sogar eine schrumpfende Wirtschaftsleistung für möglich, weil insbesondere am Bau die Arbeit zum Erliegen kam. Allerdings dürften die Verluste im Frühjahr wieder aufgeholt werden.