Börsengänge sollen den Dax in der letzten vollen Märzwoche auf wieder sein Jahreshoch vom Januar 2010 hieven. Analysten streiten darüber, ob der deutsche Leitindex dann sein Potenzial ausgereizt habe. Den Euro droht der Griechenland-Streit um mögliche Finanzhilfen weiter in die Tiefe zu ziehen.

Wie ein Boot in stürmischer See – so dürfte der Euro-Kurs in der neuen Woche schwanken. Erneut wird die schwierige Rettung Griechenlands das große Thema an den Börsen sein. Rückt eine koordinierte Rettung näher, stärkt das die Einheitswährung, bleiben die Europäer uneins, drückt es sie nach unten. Zuletzt war eher letzteres der Fall: Nach anfänglichem Zögern zieht Deutschland ein Eingreifen des Internationalen Währungsfonds in Betracht – zum Ärger Frankreichs, das ein IWF-Engagement im Euroraum ablehnt.

„Dieses Herumgeeiere innerhalb der Europäischen Union ist ein Belastungsfaktor für den Euro“, sagt Stefan Grothaus, Analyst bei der WGZ Bank. Zuletzt verbilligte sich die Gemeinschaftswährung auf knapp über 1,35 Dollar. In fünf Tagen hat sie rund zwei Prozent an Wert verloren. Grothaus hält ein Absinken der Notierungen auf 1,28 Dollar für möglich. Am 25. und 26. März wollen sich die EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel treffen, um über Hilfen für den hoch verschuldeten Mittelmeer-Staat zu beraten.

Während sich der Euro in schwerem Fahrwasser befindet, hatte der Dax zuletzt Auftrieb. In der vergangenen Woche stieg er um 0,6 Prozent auf 5982 Stellen. Vorübergehend hatte er sogar über der 6000-Punkte-Marke notiert. „Der Optimismus an den Aktienmärkten hat wieder zugenommen“, stellt Andreas Hürkamp, Chefstratege bei der Commerzbank, fest.

Auf dem Parkett hoffen viele, dass nach dem Großen Verfall am 19. März das Spiel neu beginnen kann. Verfalltermine für Terminkontrakte verzerren meist die Kurse. Oft entscheidet sich danach, in welche Richtung sich die Börse bewegt. So begann unmittelbar nach dem Dezember-Verfall die Weihnachtsrallye, die den Dax am 11. Januar mit 6094 Punkten auf ein Jahreshoch hievte. Experten erklären diesen Stand folglich zum nächsten Ziel.

Postbank-Analyst Heinz-Gerd Sonnenschein meint, dass der Markt spätestens dann sein Potenzial ausgereizt habe. Bereits Anfang des Jahres war der Leitindex nach dem Überspringen der 6000er-Marke abgetaucht und am 5. Februar auf ein Jahrestief von 5433 Punkten gefallen. Hürkamp ist optimistischer: „Wir erwarten nun, dass sich die Aktienmärkte robuster entwickeln werden als im Januar.“ Auch Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg sieht Grund zur Zuversicht. Die anstehenden Börsengänge können seiner Meinung nach positiv auf den Gesamtmarkt ausstrahlen.

Bis Ostern stehen in Deutschland noch vier Debüts an. Auf Kabel Deutschland, deren Aktien am 22. März erstmalig gehandelt werden, folgen das Chemieunternehmen Brenntag, der Modefabrikant Tom Tailor sowie der chinesische Armaturenhersteller Joyou. Insgesamt gut zwei Milliarden Euro wollen die vier Unternehmen und ihre Eigentümer einsammeln. Mit einem Volumen von jeweils mehr als 800 Millionen Euro haben Kabel Deutschland und Brenntag die größten Ambitionen.

Neben Griechenland steht in der neuen Woche die Konjunkturentwicklung im Fokus. Besonders große Bedeutung kommt dem am Mittwoch erwartet Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts zu. Nach dem Rückgang im Februar dürfte der Index nach Einschätzung der Commerzbank im März wieder das Januar-Niveau erreichen. Daneben stehen noch die Einkaufsmanagerindizes des Instituts für die Euro-Zone und Deutschland an. In den USA gilt das Hauptaugenmerk neuen Immobiliendaten sowie der Statistik zum Auftragseingang für langlebige Güter. Sollte der Aufwärtstrend bei den Ausrüstungsinvestitionen anhalten, wäre das für die größte Volkswirtschaft der Welt ein gutes Signal.

Bei den Unternehmen stehen zwar einige Bilanzvorlagen auf dem Programm, allerdings haben viele Unternehmen bereits Eckdaten veröffentlicht. So werden an der Börse kaum neue Erkenntnisse erwartet. Zu den wenigen Unternehmen, die bislang noch keine vorläufigen Zahlen veröffentlicht haben, zählen Hochtief und der Bahntechnikkonzern Vossloh aus dem Nebenwerteindex MDax. Beide werden am Donnerstag berichten.

Quelle: Welt Online