179 Tankflugzeuge für 35 Milliarden Dollar - die Airbus-Mutter EADS hat einen gewaltigen Auftrag verloren. Nach dem Aus schlagen die Wellen hoch.

Berlin/Washington. Nach dem Rückzug von EADS aus dem Rennen um einen Großauftrag für die US-Luftwaffe muss die amerikanische Regierung scharfe Kritik ihrer europäischen Partner einstecken. EU-Kommission und Bundesregierung warfen den USA am Dienstag vor, bei der Ausschreibung des 35 Milliarden Dollar schweren Projektes den heimischen Boeing-Konzern zu bevorzugen und den europäischen Rivalen zu behindern. „Es ist höchst bedauerlich, dass ein großer potenzieller Lieferant sich nicht in der Lage sieht, für einen solchen Auftrag mitzubieten“, sagte EU-Handelskommissar Karel de Gucht in Brüssel.

Deutschland sieht „deutliche wirtschaftliche und finanzielle Vorteile“ in dem Ausschreibungsverfahren für Boeing. „Auch bei der Beschaffung von Rüstungsgütern sollte der freie Wettbewerb nicht einseitig eingeschränkt werden“, sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). „Gerade in der aktuellen Wirtschaftskrise schaden schon Anzeichen von Protektionismus.“

Das US-Unternehmen Northrop Grumman, das zusammen mit der Airbus-Mutter um den 35-Milliarden-Dollar-Auftrag für das Pentagon kämpfte, hatte zuvor seine Bewerbung zurückgezogen. Grund seien unfaire Wettbewerbsbedingungen, erklärten beide Unternehmen. Allein werde EADS sich nicht bewerben, erklärte Konzernchef Louis Gallois in Paris. Damit ist der Weg frei für Boeing, der US-Luftwaffe zunächst 179 Tankflugzeuge zu liefen. Zugleich meldete EADS rote Zahlen für 2009 und strich die Dividende.

Im Tanker-Streit warf Airbus-Chef Thomas Enders der US-Regierung Voreingenommenheit vor. „Wenn unser Partner heute davon überzeugt ist, dass wir in diesem Umfeld keine Chance haben zu gewinnen, egal wie gut unser Angebot ist, kann ich dieser Einschätzung nur folgen“, sagte Enders der „Financial Times Deutschland“. Die Ausschreibung sei „maßgeschneidert auf den kleineren und weniger leistungsfähigeren Flieger der Konkurrenz“, und es gehe nicht mehr um das beste Tankflugzeug und auch nicht um einen fairen Wettbewerb. „Die US-Luftwaffe weiß, dass wir bei weitem das bessere Produkt haben.“

Das Konsortium EADS/Northrop hatte den Auftrag zum Bau von 179 Tankflugzeugen zunächst zugesprochen bekommen. Nach Protesten des Rechnungshofs des US-Kongresses (GAO) wurde die Entscheidung aber aufgehoben und der Auftrag erneut ausgeschrieben.

Die Richtlinien der Neuausschreibung des Pentagons favorisierten von vornherein den Konkurrenten Boeing, und sein Unternehmen rechne sich mit seinem Angebot keine Chancen aus, erklärte Northrop-Chef Wes Bush. Sich weiter um den Auftrag zu bemühen, sei unverantwortlich gegenüber den Aktionären. Offiziell Protest einlegen wolle das Unternehmen aber nicht.

Auftrag soll im September vergeben werden

Airbus-Rivale Boeing, der fast 50 Jahren ein Monopol auf die Ausrüstung der Air Force hat, kündigte in der vergangenen Woche eine militärische Version seines Passagierflugzeugs 767 an. Sein Angebot will das Unternehmen bis zum 10. Mai vorlegen. Vergeben werden soll der Auftrag im September. Es handelt sich vermutlich nur um den ersten einer ganzen Reihe von Aufträgen, um die Tankerflotte der US-Streitkräfte zu erneuern.

Bei mehreren US-Politikern stieß das Bieterverfahren des Pentagons auf scharfe Kritik. Die Ausschreibung sei eine Farce, sagte der Gouverneur von Alabama, Bob Riley, am Montag. Northrop habe dabei keine Chance auf echten Wettbewerb. Ein Zuschlag für das Unternehmen hätte in Alabama Tausende neuer Arbeitsplätze geschaffen.

Milliardenverlust im vierten Quartal

Die Airbus-Mutter EADS rutschte wegen der Probleme mit dem Militärtransporter A400M tief in die roten Zahlen. Im letzten Quartal 2009 häufte der Konzern einen Verlust von 1,05 Milliarden Euro an, im Vorjahreszeitraum hatte EADS noch 490 Millionen Euro Gewinn gemacht. Für das gesamte Jahr 2009 ergab sich ein Minus von 763 Millionen Euro, verglichen mit einem Gewinn von 1,57 Milliarden Euro im Jahr 2008, wie der Konzern am Dienstag bekanntgab.

Allein die Verzögerungen beim Bau des A400M kosteten den Konzern im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 1,6 Milliarden Euro. Für das Passagierflugzeug A380 ergaben sich unerwartete Belastungen in Höhe von 240 Millionen Euro.