Berlin. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle hat dem Wüstenstromprojekt Desertec die Unterstützung der Regierung zugesagt. Für die Diskussion konkreter Finanzierungsfragen sei es bei dem auf Mitte des Jahrhunderts ausgelegten Projekt zwar noch zu früh, sagte der FDP-Politiker gestern in Berlin. Es gebe aber Instrumente wie etwa Exportbürgschaften und Forschungsförderungen, mit denen die Bundesregierung das Vorhaben unterstützen könnte. Er habe eine "Task Force" für die Koordinierung zwischen der Initiative und der Bundesregierung eingerichtet und zudem bereits erste Gespräche mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) geführt, so Brüderle.
Desertec will Solar- und Windenergie in den Wüsten Nordafrikas und des Nahen Ostens erzeugen und einen Teil des dort gewonnenen Stroms auch nach Europa importieren. An dem Projekt, das ursprünglich von einer Stiftung in Hamburg erdacht worden war, sind in einer eigens gegründeten Industrie-Initiative inzwischen unter anderen der Versicherungskonzern Münchener Rück, Siemens und ABB, die Deutsche Bank und die HSH Nordbank, die Energiekonzerne E.on und RWE sowie das Solarunternehmen Schott Solar beteiligt.
Desertec soll auf lange Sicht Beiträge zur europäischen Stromversorgung aus Wind- und Solaranlagen in Nordafrika liefern. Brüderle betonte, dabei handele es sich nicht nur um reine Energiepolitik, sondern auch um Entwicklungshilfe. Das Projekt habe "gewaltiges Potenzial" für eine sichere, klimafreundliche Energieversorgung Europas wie Nordafrikas. Die Bundesregierung habe ihre Unterstützung angeboten und wolle auch in der EU dafür werben.
Desertec-Projektchef Paul von Son hält es für möglich, dass erste Kraftwerke schon binnen der nächsten 15 Jahre gebaut werden. Für den Zeitraum zwischen 2020 und 2030 erwarte er zudem, dass der aus Wind und Sonnenkraft gewonnene Strom aus der Wüste wettbewerbsfähig gegenüber anderen Energieformen sein könne. Das Investitionsvolumen für Desertec bis 2050 wird auf rund 400 Milliarden Euro geschätzt. Das Großvorhaben ist allerdings auch bei Befürwortern regenerativer Energien nicht unumstritten.
Brüderle sagte, es gehe nun darum, die Desertec-Pläne "weiter zu konkretisieren und eine Umsetzungsstrategie für die nächsten Jahre zu entwickeln. Die Energie will die Desertec-Initiative vor allem in sogenannten Solarthermiekraftwerken gewinnen. Diese bündeln das Sonnenlicht durch riesige Spiegel und erhitzen damit ein Spezialöl, das Wasser verdampft und Turbinen antreibt, die wiederum Strom erzeugen. Auch Windkraftanlagen vor allem an den Küsten Nordafrikas sind denkbar. Über ein neues Hochspannungsnetz im Mittelmeer soll die Energie nicht nur die afrikanische Region selbst, sondern auch Europa versorgen. Bis zum Jahr 2050 könnte der Ökostrom aus Afrika den Vorstellungen zufolge bis zu 15 Prozent des europäischen Stromverbrauchs ausmachen.