Staaten wie Deutschland und Griechenland müssen sich Milliarden von Euro leihen. Dafür geben sie Anleihen heraus. Tipps für Anleger.
Berlin. Der Staat ist ständig klamm. Weil seine Steuereinnahmen nicht ausreichen, um das Minus auszugleichen, leiht er sich den Rest. Drei Prozent der Kredite bekommt der Bund von seinen Bürgern - die ihr Geld in Bundeswertpapieren anlegen können und dafür Zinsen kassieren. Diese sind niedrig, doch ist das der Preis für die höchste Sicherheit auf dem Finanzmarkt. Trotz schlechter Finanzlage bekommt die Investitionsadresse Bundesrepublik Deutschland von Rating-Agenturen die Bestnote AAA.
Der Klassiker unter den Bundeswertpapieren ist der Bundesschatzbrief. Es gibt zwei Typen von Bundesschätzchen. Typ A läuft sechs Jahre, Typ B ein Jahr länger. Die Zinsentwicklung von aktuell 0,5 Prozent bis 4 Prozent im letzten Laufzeitjahr ist bei beiden Arten gleich, doch werden die Zinsen unterschiedlich ausgeschüttet. Typ A zahlt die aufgelaufenen Zinsen dem Anleger jedes Jahr aus, Schätzchen B hingegen sammelt sie Jahr für Jahr und verzinst sie so weiter mit.
Das schlägt sich auf die Rendite nieder: Das Eichhörnchenmodell bietet im siebten Jahr eine Rendite von 2,56 Prozent, während Typ A im Jahr davor schon mit 2,29 Prozent ausgelaufen ist. Wer 1 000 Euro in Schatzbriefe investiert, darf sich bei Typ A nach sechs Jahren auf 135,00 Euro freuen. Größer wäre die Freude allerdings bei Typ B ein Jahr später mit 193,85 Euro.
Und wenn die Renditen der Bundesschatzbriefe mit sonstigen Anlagemöglichkeiten nicht mehr konkurrieren können, gibt der Bund Briefe mit neuen Konditionen heraus. Wer Bundesschatzbriefe besitzt, deren Renditen kleiner sind, sollte auf neue umsteigen. Der Verkauf ist nach einem Jahr möglich.
Erwerben kann man sie bei der "Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH". Sie regelt die Schuldenaufnahme des Bundes und emittiert für ihn auch die Bundeswertpapiere. Der Kauf ist aber auch einfach bei Banken und Sparkassen möglich. Zwar ist der Erwerb selbst bei allen Verkaufsstellen kostenlos, doch rät Uwe Döhler, Anlageexperte bei "Finanztest", vom Kauf bei der Hausbank ab: "Banker versuchen oft, in einem Beratungsgespräch doch noch etwas anderes zu verkaufen." Außerdem verrechnen manche Banken anfallende Stückzinsen, wenn sie die Papiere in einem Depot verwalten. Bei manchen Instituten kommen außerdem noch Verkaufsspesen obendrauf, wenn Anleger die Schatzbriefe vorzeitig zurückgeben möchten.
Die Finanzagentur dagegen erledigt alles rund um Kauf, Verwaltung und Verkauf kostenlos. Sie führt für jeden Anleger ein so genanntes Schuldbuchkonto. Dabei handelt es sich um ein Depot, in dem Bundeswertpapiere verwahrt werden. Wer ein solches besitzt und weitere Bundesschatzbriefe trotzdem bei der Bank kauft, kann dort beantragen, dass die Deutsche Finanzagentur auch die neuen Briefe für einen verwaltet.
Das jüngste Modell unter den Bundeswertpapieren ist die Tagesanleihe. Bei ihr wächst der Zinssatz täglich und wird Ende des Jahres dem angelegten Vermögen hinzugerechnet. Die Verzinsung richtet sich hierbei nach dem EONIA, dem "European Overnight Index-Average", dem weltweit anerkannten Referenz-Zinsindex der Europäischen Zentralbank. Je nach Höhe des EONIA-Satzes wächst auch der Zinssatz der Tagesanleihe unterschiedlich stark. Fällt der Index niedrig aus, ist auch das Wachstum des Tagesanleihen-Zinssatzes weniger ertragreich und umgekehrt.
Derzeit bewegt sich der Zinssatz um 0,175 Prozent pro Jahr. Sollte er sich beispielsweise im ersten Jahr auf diesen Wert summiert haben, würde dies für ein Anlagevermögen von 1.000 Euro bedeuten, dass es um 1,75 Euro steigt. Damit ist die Rendite noch deutlich niedriger als bei Bundesschatzbriefen.
Magerer Trost: Die Anleger können jederzeit auf ihr Geld zugreifen. Unterm Strich, so der Finanztest-Experte Döhler, sind Bundeswertpapiere etwas für vorsichtige Anleger. Und für solche, denen die Bankenkrise noch in den Knochen sitzt: "Wenn mir meine Sparkasse Lehman-Zertifikate verkauft hat, kehre ich ihr jetzt natürlich den Rücken und lege mein Geld lieber absolut sicher beim Staat an."