Mit der Drohung, Firmeneigentum in die Luft zu sprengen, haben Arbeiter eines französischen Hebebühnenherstellers höhere Entlassungsabfindungen durchgesetzt. Gefeuerte Beschäftigte des Unternehmens JLG im südwestfranzösischen Tonneins bekommen nun 30.000 Euro.

Mit der Drohung, Produktionsgüter ihrer Firma in die Luft zu jagen, haben Arbeiter des Maschinenbauers JLG in Frankreich Entlassungsabfindungen durchgeboxt. In der Nacht zum Freitag einigten sich Arbeitnehmervertreter mit der Geschäftsführung auf außerordentliche Prämien von 30.000 Euro, wie der Betriebsrat verkündete.


Ein Ergebnis, dass eine neue Etappe im eskalierenden Kampf französischer Arbeiter markiert. Im Frühjahr wurden zahlreiche Manager als Geiseln genommen, weil sie sich wegen der Wirtschaftskrise zu Werksschließungen gezwungen sahen. Seit (heutigem) Freitag müssen sich sieben Angestellte des deutschen Reifenherstellers Continental vor Gericht verantworten, weil sie aus Wut über das Aus ihres Standortes eine Behörde verwüsteten.


In dieser Woche nun kam es zu einer Serie von Sprengdrohungen. Die Mitarbeiter von drei Firmen kündigten an, Gasflaschen in die Luft zu jagen, sollten sie nicht über die Sozialpläne hinaus Abfindungen erhalten. Die Angestellten des insolventen Autozulieferers New Fabris setzten am Sonntag ein Ultimatum bis Ende des Monats. Die Belegschaft des Technikunternehmens Nortel erzwang am Mittwoch neue Verhandlungen.

Die JLG-Beschäftigten hatten am Donnerstag Gasflaschen und mit Brennstoff besprühte Paletten vor fünf Hebebühnen platziert. Erst nach Zusicherung neuer Gespräche wurde die Sprengdrohung zurückgenommen. „Wir haben uns durchgesetzt“, jubelte JLG-Betriebsratschef Christian Amadio. Für alle 53 Mitarbeiter, die ihren Job verlieren, zahlt der Maschinenbauer aus dem südwestlichen Tonneins 30.000 Euro.


Das sind zwar 20.000 weniger, als ursprünglich verlangt, dennoch fürchtet die Regierung, das Vorgehen könne nun noch weiter Schule machen. Vor einer um sich greifenden „Erpressung mit der Gasflasche“ warnte Arbeitsstaatssekretär Laurent Wauquiez. Dadurch würde kein Job gerettet und der soziale Dialog torpediert.

Zum Glück nichts Ernsthaftes vorgefallen

Betriebsratschef Amadio schiebt der Geschäftsführung den Schwarzen Peter zu: „Es ist bedauerlich, was man alles machen musste, um das Ergebnis zu erzielen“, sagte er. „Zum Glück ist nichts Ernstes vorgefallen.“

Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat durch einen Zickzackkurs nicht viel dazu beigetragen, die Lage zu entspannen. Einerseits gibt er sich unbeugsam. „Was sind das für Geschichten, Menschen zu kidnappen“, sagte er im Frühjahr. Gesetzesbrüche werde er nicht dulden. Andererseits lässt er sich als Retter von Standorten wie dem von Caterpillar feiern, die nach massiven Protesten dank staatlicher Hilfe und Vermittlung am Leben erhalten werden.

„Um sich Gehör zu verschaffen, müssen die Aktionen immer stärker werden“, konstatierte ein Gewerkschaftsführer von Force Ouvrière gegenüber der Zeitung „Libération“.

Quelle: Welt Online