Für den krisengebeutelten Stahlkonzern ThyssenKrupp geht es langsam wieder aufwärts. Nach drei verlustreichen Quartalen schreibt Deutschlands Branchenprimus wieder unerwartet hohe Gewinne. Das Vorsteuerergebnis legte im Zeitraum von Oktober bis Dezember auf 313 (Vorjahresperiode: 240) Millionen Euro zu. Die Aktie ging daraufhin um 2,8 Prozent nach oben und schloss bei 22,96 Euro.
ThyssenKrupp profitierte allerdings nicht nur von einer stärkeren Nachfrage und Preiserhöhungen, sondern auch von Kosteneinsparungen und dem Verkauf von Unternehmensteilen. Vorstandschef Ekkehard Schulz warnte daher wie bereits Konkurrent ArcelorMittal vor verfrühtem Optimismus: "Da wir die sich abzeichnende wirtschaftliche Erholung nach wie vor als fragil ansehen, bleiben wir weiter vorsichtig." Die Stahlnachfrage in Europa, Nordamerika und Japan werde in diesem Jahr vor allem deshalb anziehen, weil die Kunden in der Krise ihre Lager geräumt hätten.
Nach beispiellosen Boomjahren war die Stahlbranche, die weltweit schätzungsweise auf 500 Milliarden Dollar Umsatz kommt und als wichtiger Frühindikator für die Konjunkturentwicklung gilt, infolge der Wirtschaftskrise jäh abgestürzt. ThyssenKrupp fuhr im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende September) einen Vorsteuerverlust von 2,4 Milliarden Euro ein.
BHF-Bank-Analyst Hermann Reith erwartet, dass ThyssenKrupp die Gewinnprognose erhöht. Schulz peilt bislang ein bereinigtes Vorsteuerergebnis in niedriger dreistelliger Millionen-Euro-Höhe an. Die Landesbank Baden-Württemberg lobte die Zahlen als "positive Überraschung", die zeigen, dass "die Sparmaßnahmen greifen".