Der Euro ist wegen anhaltender Sorgen um das hoch verschuldete Griechenland in der Nacht deutlich unter die 1,40-Dollar-Marke gerutscht. Mehrere EU-Partner drängen Deutschland zur Beteiligung an einer Rettungsaktion. Doch Bundeskanzlerin Merkel widersetzt sich den Rettungsplänen.
Deutschland gerät bei den EU-Partnern unter Druck, sich an einer Rettungsaktion für das hoch verschuldete Griechenland zu beteiligen, so ein Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD). In der EU und zwischen einzelnen Regierungen gebe es Gespräche über eine Nothilfe, berichtete die „FTD“ unter Berufung auf mehrere beteiligte Personen.
Allerdings widersetze sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Rettungsplänen, weil sie den griechischen Sparversprechen misstraue. Die Bundesregierung hatte bereits finanzielle Unterstützung für das wegen massiver Staatsverschuldung unter Druck geratene Land ausgeschlossen.
Die französische Zeitung „Le Monde“ hatte zuvor berichtet, dass mehrere Länder der Euro-Zone Hilfen für Griechenland prüften. Darunter seien auch Deutschland und Frankreich, hieß es in dem Bericht unter Berufung auf hochrangige Repräsentanten in Europa.
Die Bundesregierung reagierte abwehrend: Griechenland stehe in der Pflicht, aus eigener Kraft seiner Verantwortung für die Stabilität der Euro-Zone gerecht zu werden, erklärte eine Sprecherin des Finanzministeriums in Berlin. „Daher gibt es keine Überlegungen der Bundesregierung, Griechenland bei der Überwindung seiner schwierigen Haushaltslage finanziell zu unterstützen. Dies gilt sowohl für angebliche Hilfen der Eurozone als insbesondere auch für bilaterale Hilfen.“
Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou sagte beim Weltwirtschaftsforum in Davos, die Regierung in Athen sei selbst dafür verantwortlich, ihr Haus in Ordnung zu bringen. Sie werde die EU nicht um weiteres Geld bitten. Auch bilaterale Darlehen würden nicht benötigt.
Auf die Frage, ob Griechenland mit Frankreich oder Deutschland über Kredite verhandele, sagte Papandreou: „Nein“. Griechenland gehört zu den am stärksten verschuldeten Ländern der Euro-Zone. Das Staatsdefizit war 2009 mit 12,7 Prozent so hoch wie in keinem anderen Land der Euro-Zone. Wegen der Schuldenprobleme haben die Rating-Agenturen die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft. Das hat Spekulationen über Gefahren für die Euro-Zone ausgelöst.
Und diese Sorgen bewegen die Devisenmärkte. Der Euro gab am Freitag im frühen Handel in Fernost weiter nach. Zeitweise war die europäische Gemeinschaftswährung so billig wie seit sechs Monaten nicht mehr. Der Euro kostete 1,3950 Dollar nachdem er den Handel in New York mit 1,3971 Dollar beendet hatte. Zum Yen fiel der Euro sogar auf ein Neun-Monats-Tief und verbilligte sich auf 125,50 Yen. Wegen der allgemeinen Schwäche des Euro gebe es am Markt verstärkt durch fallende Aktienkurse wenig Risikobereitschaft, sagte ein Händler in Hongkong.
In die Debatte um eine mögliche Unterstützung Griechenlands schaltete sich inzwischen auch das Europaparlament ein. Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion Martin Schulz, forderte die Kommission auf, Vorschläge zur Einführung von sogenannten Euro-Anleihen zu machen. „Es ist nicht hinnehmbar, dass die EU nicht mehr Solidarität mit Griechenland zeigt.“
Eine gemeinsame Schuldenpolitik gibt es bisher in der EU nicht. Gelder zur Finanzierung von nationalen Budgets müssen von den jeweiligen Mitgliedstaaten aufgenommen werden. Im laufenden Defizitstrafverfahren gegen Athen wird die EU-Kommission „wahrscheinlich“ am kommenden Mittwoch Sparempfehlungen vorlegen, hieß es ergänzend aus der Behörde. Danach müssen die EU-Finanzminister darüber entscheiden. Mit den Empfehlungen soll der griechische Haushalt de facto unter EU-Kontrolle gestellt werden.