Hamburg. Mit dem weiteren Ausbau der Fernwärme, einem neuen Biokraftwerk und Maßnahmen der Effizienzverbesserung in der Energieversorgung will der Hamburger Versorger Vattenfall bis 2030 den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) gegenüber 1990 halbieren. "Wir haben vor wenigen Tagen die Genehmigung zur Errichtung eines Biomasseheizkraftwerks am Haferweg in Altona erhalten", sagte der Hamburger Vattenfall-Chef Rainer Schubach. Die Anlage, die rund 28 Millionen Euro kosten wird, soll im vierten Quartal 2011 in Betrieb gehen und dann mit einer Leistung von fünf Megawatt Strom und 26 Megawatt Fernwärme rund 13 000 Wohneinheiten versorgen. Betrieben wird das Kraftwerk mit Holzhackschnitzeln, von denen jedes Jahr 76 000 Tonnen verarbeitet werden.
Im Jahr 2050 will der Energiekonzern sogar eine insgesamt CO2-freie Energieversorgung möglich machen. In der Hansestadt soll der Ausstoß des Klimakillers bis 2020 um 40 Prozent gedrosselt werden. "Wir unterstützen Hamburg dabei, seine Ziele für eine nachhaltig wachsende Stadt zu erreichen", sagte Schubach. Der Vattenfall-Manager forderte die Politik und die anderen Energieunternehmen in der Stadt auf, gemeinsam die zukünftige Energieversorgung zu gestalten. Allein in Hamburg will Vattenfall in den kommenden drei Jahren drei Milliarden Euro investieren.
Das Unternehmen setzt dabei unter anderem auf neue Windparks auf offener See und auf dezentrale Anlagen in Wohngebieten für Kraftwärmekopplung. Zudem soll die Energieeffizienz verbessert und die Solarthermie und die Brennstoffzellentechnik weiter ausgebaut werden. Auch neue Fotovoltaikanlagen auf Dächern sind geplant. In der HafenCity beginnt Vattenfall zudem in wenigen Tagen mit dem Bau der größten Wasserstofftankstelle Europas. "Bis 2015 werden bis zu 1000 B-Klasse-Modelle von Mercedes mit Wasserstoffantrieb auf Hamburgs Straßen rollen", so Schubach. Auch Zapfstationen für Elektroautos sollen errichtet werden.
Einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen des angestrebten Klimaziels soll auch die Fernwärmeversorgung liefern, wie Klaus Pitschke, Vorstandsvorsitzender von Vattenfall Europe Wärme, sagte. Waren 1990 nur 270 000 Hamburger Haushalte an das Fernwärmenetz des Konzerns angeschlossen, so sind es heute 425 000 "und im Jahr 2020 sollen es 480 000 sein", so Pitschke.
Obwohl die Verlegung von Leitungen derzeit von Bürgerprotesten begleitet wird, hält das Unternehmen an seinem Plan der Fernwärmeversorgung über das im Bau befindliche Kohlekraftwerk Moorburg fest. Schubach wertete die jüngste Äußerung von Umweltstaatsrat Christian Maaß, Vattenfall solle auf die Leitungstrasse verzichten, nicht als einhellige Meinung der Hamburger Politik, "sondern als Äußerung eines Staatsrats einer Behörde. Es ist richtig, dass wir in den vergangenen Jahren und Monaten einige Probleme mit der Stadt hatten", räumte er ein. "Wir haben aber auch viele Projekte gemeinsam verwirklicht."
Der Hamburger Unternehmenschef gibt sich zuversichtlich, dass Vattenfall den Verzicht auf CO2 trotz seiner Kohlenkraftwerke wie die im Bau befindliche Anlage Moorburg erreichen kann. "Bis 2050 wird die Technik zur Abscheidung und Lagerung von CO2 vorhanden sein", sagt er. Paul Schmid, Sprecher vom BUND in Hamburg, ist pessimistisch. "Noch steht es in den Sternen, ob die neue Technik überhaupt die Marktreife erlangen wird", sagte er. "Wir sind immer noch in der Anfangsphase."