Die Deutschen sollen 2010 erstmals seit fünf Jahren wieder mehr Geld verdienen. Brüderle erwartet 1,4 Prozent Wachstum.

Berlin. Die Verbraucher werden 2010 nach Einschätzung der Bundesregierung zum ersten Mal seit fünf Jahren netto wieder mehr Geld verdienen. Zwar dürfte wegen der schlechteren Lage auf dem Arbeitsmarkt die Bruttolohn- und -gehaltssumme um 0,3 Prozent leicht sinken. „Durch die staatlichen Entlastungen bei der Einkommensbesteuerung nimmt die Summe der Nettolöhne und -gehälter gleichwohl um 1,3 Prozent merklich zu“, heißt es im neuen Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung. Er wird am Mittwoch von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) offiziell vorgestellt. 2009 waren die Nettolöhne und -gehälter nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 1,0 Prozent auf gut 636 Milliarden Euro gesunken.

Nach dem Krisenjahr 2009 mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 5,0 Prozent erwartet die Regierung für das laufende Jahr ein Plus von 1,4 Prozent. Damit bleibt die Koalition vorsichtiger als viele Ökonomen und Banken, die mit einem Wachstum von mehr als 2 Prozent rechnen. In der Industrie gab es zuletzt starke Signale für eine Erholung. Das Wirtschaftsministerium korrigierte erste Einschätzungen für die Auftragsentwicklung im November. Statt eines Rückgangs um 0,2 Prozent gab es auf Monatssicht ein Auftragsplus von 2,8 Prozent.

Die Regierung erwartet, dass die Deutschen 2010 weniger konsumieren und mehr Geld auf die hohe Kante legen. Im Jahresdurchschnitt wird mit einem Anstieg der Sparquote auf 11,4 Prozent gerechnet. 2009 lag sie bei 11,2 Prozent. Vor allem wegen der staatlichen Abwrackprämie hatten Autokäufer ihr Erspartes angezapft, um sich einen Neuwagen zu leisten. Das ändert sich 2010: „Durch die erwartet geringeren Käufe von Kraftfahrzeugen fällt der dämpfende Effekt auf die Sparquote weg. Auch eine Ausweitung der Aufwendungen für die private Altersvorsorge wird für sich genommen zu einem Zuwachs des Sparens führen“, heißt es im Bericht.

Der deutsche Arbeitsmarkt ist in der Krise weiter relativ robust. Schwarz-Gelb warnt aber vor Euphorie: „Trotz wieder günstigerer Absatzerwartungen für das Jahr 2010 erwartet die Bundesregierung per Saldo eine deutliche Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation.“ Im laufenden Jahr wird mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl um etwa 320000 auf 3,7 Millionen im Jahresschnitt gerechnet. Das wäre weniger als viele Experten befürchten. Schon 2009 war von einem deutschen Jobwunder die Rede, weil die staatliche Hilfe bei der Kurzarbeit Massenentlassungen verhindert hatte.