Die weltweite Finanzmarktkrise hat zwar ihre Spuren auf Hamburgs Arbeitsmarkt hinterlassen, aber nicht so heftig wie zum Jahresanfang noch befürchtet. Damals rechneten Experten noch mit 100 000 Arbeitslosen in der Stadt, tatsächlich sind es knapp 80 000. Vor allem die Verlängerung der Kurzarbeit war dafür verantwortlich, dass die Krise nicht voll durchschlagen konnte. "Ohne Kurzarbeit wären heute 6500 bis 8000 mehr Menschen in der Metropolregion arbeitslos", sagte Rolf Steil, Chef der Hamburger Arbeitsagentur, dem Abendblatt.
Die 200 größten Arbeitgeber der Stadt haben in diesem Jahr knapp 9000 Stellen abgebaut. Etwa genauso viele wurden aber durch Wachstum oder Unternehmensübernahmen geschaffen. Zwar wollen 66 Firmen 2010 wieder neue Arbeitsplätze bereitstellen, aber Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) dämpft die Hoffnung, dass es schon im kommenden Jahr zu einer Trendwende am Arbeitsmarkt kommen wird. "Wenn man die Rezessionen der Vergangenheit betrachtet, wie etwa die Ölkrise 1975 oder die von 1982, sieht man, dass es immer um drei bis vier Jahre gedauert hat, bis der Arbeitsmarkt diese Krisen verarbeitet hat."
Während Tourismus, Gesundheitswirtschaft und Einzelhandel laut Gedaschkos Einschätzung auch in Zukunft positiv zur Wirtschaftsleistung beitragen werden, bereitet ihm der maritime Bereich Sorgen. "Hier geht es um Größenordnungen, die systemrelevant sind." Tatsächlich gab es 2009 bereits einen massiven Personalabbau. Beim Terminalbetreiber Eurogate fielen 450 Stellen weg, bei der Reederei Hapag-Lloyd 150 und bei Buss 190.
"Bei einzelnen Unternehmen aus diesem Bereich geht es nicht mehr um Jahre oder Monate, sondern nur noch um Wochen. Deshalb müssen wir nach dem Jahresanfang gemeinsam mit der Bundesregierung Konzepte erarbeiten", sagte Gedaschko. "Die norddeutschen Bundesländer haben bereits auf einem Treffen der Wirtschaftsminister vereinbart, dass sie den gesamten maritimen Sektor bei der Bundesregierung besser kommunizieren wollen und Maßnahmen ergreifen müssen." Als Beispiel nannte der Senator, dass Russland seine Handelsflotte modernisieren will. "Um da zum Zug zu kommen, brauchen wir Maßnahmenpakete, die von finanzieller Hilfe bis hin zu politischen Zugeständnissen reichen."
In Zeiten der Krise appelliert der Senator, das Instrument der Kurzarbeit zu nutzen. "Die Bereitschaft zur Qualifizierung der Mitarbeiter in der Kurzarbeit ist deutlich ausbaufähig. Anreize für Firmen und Mitarbeiter dazu müssen verstärkt werden." Gedaschko schlägt zum Beispiel Folgendes vor: Nur Unternehmen, die ihre Mitarbeiter während der Kurzarbeit weiterbilden, könnten Sozialabgaben, die sie bezahlen müssen, erstattet bekommen. "Zudem dürfte Kurzarbeit nur dann in einem Betrieb verlängert werden, wenn gleichzeitig qualifiziert wird."