Autokonzern startet Projekt “e-mobility“ zusammen mit dem Stromkonzern RWE. Doch die Umweltorganisation Greenpeace ist skeptisch.

Berlin. Der Autokonzern Daimler hat in Berlin die ersten zwei von hundert alltagstauglichen Elektroautos an Kunden übergeben. Der zweisitzige Smart sei weltweit das erste emissionsfreie Fahrzeug, das über modernste Lithium-Ionen-Technologie und ein intelligentes Lademanagement verfüge, erklärte Daimler am Donnerstag. Die Umweltorganisation Greenpeace beurteilte Elektroauto-Projekte sehr skeptisch.

Die Übergabe der Elektro-Smarts ist Teil des Projekts „e-mobility“, das in Berlin und anderen Ballungsräumen staatlich gefördert wird. An dem Projekt ist neben Daimler auch der Stromkonzern RWE beteiligt, der in der Region Berlin 500 Ladestationen errichtet. Die Reichweite des Elektro-Smarts von 135 Kilometern sei „mehr als genug für den täglichen Einsatz im urbanen Umfeld“, erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Die Elektro-Fahrzeuge im Berliner Projekt sollen später durch Mercedes-Modelle der A-Klasse ergänzt werden.

Für den Kunden ist der Elektro-Smart nicht ganz billig: Die Miete des Autos mit einer Ladebox für zu Hause beläuft sich laut Daimler auf monatlich 840 Euro, nach vier Jahren wird das Fahrzeug zurückgegeben. Während der ersten 18 Monate ist die Versorgung des Wagens mit Ökostrom kostenfrei, danach würden nach derzeitigen Preisen Stromkosten in Höhe von zwei bis drei Euro pro hundert Kilometer fällig. Die hundert Fahrzeuge in Berlin sollen im Rahmen von „e-mobility“ zunächst an ausgewählte Kunden übergeben werden, auch in anderen Ländern sollen Kunden den Wagen testen können. Erst ab 2012 ist die Produktion größerer Stückzahlen geplant.

Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) erklärte, damit Deutschland in dem Bereich führend bleibe, brauche es eine branchenübergreifende Zusammenarbeit. „Nur so können die offenen Fragen bei der Speichertechnologie und der Infrastruktur für die Elektromobilität gelöst werden.“ Ab 2010 solle die geplante Gemeinsame Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung die Aktivitäten im Bereich Elektromobilität koordinieren. Die Autokonzerne arbeiten derzeit an der Verbesserung der Akku-Technik, außerdem wird um ein einheitliches Steckerformat gerungen. Die Ladesäulen werden von der öffentlichen Hand und den Stromkonzernen errichtet, sie sollen nur von Ökostrom gespeist werden.

Die Deutsche Bahn gab am Donnerstag den Startschuss für das erste Projekt bekannt, dass den öffentlichen Nahverkehr mit Elektromobilen verknüpfen soll. Im Rahmen des Programms „BeMobility“ sollen demnach schrittweise etwa 90 Fahrräder mit Elektromotor und Elektro-Autos an Übergängen zum Nahverkehr zur Verfügung stehen. Die Kunden können die Fahrzeuge mit dem Handy oder einer speziellen Karte buchen. An der zweijährigen Testphase nehmen den Angaben zufolge 500 Kunden teil.

Greenpeace zeigte sich sehr skeptisch: „Ich halte diesen Elektromobilitäts-Hype für ausgemachten Blödsinn“, sagte der Greenpeace-Autoexperte Wolfgang Lohbeck der „Berliner Zeitung“. Der Stromverbrauch von Elektroautos sei in der Praxis größer als von den Herstellern angegeben. Der Autonutzer müsse für seine Mobilität eine „ausgefuchste Terminplanung“ machen, da das Auto oft an der Steckdose hänge. Ein fünfmonatiger Test habe zudem ermittelt, dass ein Elektro-Mini von BMW genauso viel CO2 emittiere wie eine Mittelklasse-Limousine.“ Der Verbrennungsmotor sei daher „auf lange Zeit“ besser als der Elektroantrieb.