Ilse Aigner plant ein Maßnahmenpaket. Auch die Finanzaufsicht schaltet sich ein. Deutsche Bank will Beratungen verbessern.

Hamburg. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner will mit einem umfassenden Maßnahmenpaket mehr Sicherheit für Verbraucher bei Finanzberatungen schaffen. Dazu gehörten klare und verständliche Produktinformationen, kundengerechte Anreizsysteme der Banken für ihre Mitarbeiter und berufliche Mindestqualifikationen für Finanzberater, sagte Aigner in Berlin. Kurz vor einer Fachtagung am Freitag in Berlin konkretisierte sie damit ihr Vorhaben für mehr Transparenz bei Bankberatungen.

Hintergrund sind Studien, wonach Banken ihre Kunden oft mangelhaft über Produkte aufklären. In dieser Woche hatte die Stiftung Warentest den Geldinstituten eine durchweg schlechte Qualität bei der Anlageberatung bescheinigt.

„Die Transparenz von Finanzprodukten muss verbessert werden. Verbraucher müssen erkennen können, was sich hinter einem Produkt verbirgt und welche Chancen und Risiken es beinhaltet“, sagte Aigner. Daher müsse flächendeckend ein verständliches Produktinformationsblatt eingeführt werden. „Der Kunde muss auf einen Blick erkennen können: Was sind Kosten, Rendite und Risiko des Anlageprodukts?"

Der Kunde müsse zudem wissen, wer ihm bei dem Gespräch gegenübersitze. Es müsse klarwerden, ob es sich um einen unabhängigen Berater handele, der keine Provision erhalte, oder um einem Vermittler, der vom Verkauf eines Finanzprodukts profitiere. Aigner kündigte an, sie werde sich dafür einsetzen, per gesetzlicher Definition das Berufsbild des unabhängigen Honorarberaters zu schaffen. Zudem sei für Finanzberater eine Mindestqualifikation erforderlich. Vertriebs- uns Anreizsysteme müssten klar der kundengerechten Beratung untergeordnet werden. Eine Provision dürfe nicht das Hauptmotiv für eine Empfehlung sein.

Deutsche Bank will Beratung verbessern

Die Deutsche Bank kündigte bereits an, ihre Kundenberatung verbessern. Vom kommenden Jahr an sollten Anlageprodukte leicht verständlich beschrieben werden, teilte die größte deutsche Bank am Donnerstag in Frankfurt mit. Dazu werde es sieben Kriterien wie etwa die Risikoklasse, Kosten oder Fälligkeiten geben. Zuvor hatten bereits andere Banken angekündigt, ihre Kunden bei der Auswahl der Produkte besser zu beraten. Sie reagierten damit auf massive Kritik von Verbraucherschützern, Gewerkschaften und Politikern an der Beratungsqualität.

Finanzaufsicht schaltet sich ein

Das schlechte Urteil der Stiftung Warentest über die Qualität der Bankberatung beschäftigt mittlerweile auch die Finanzaufsicht BaFin. „Wir nehmen die Auswertung sehr ernst und werden den Vorwürfen nachgehen“, sagte eine BaFin-Sprecherin der „Welt“. Von 21 untersuchten Instituten hatte kein einziges die Note „gut“ erhalten, zwei Banken bekamen ein Mangelhaft, 16 ein Ausreichend.

Laut Stiftung Warentest haben viele der getesteten Banken gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen. Die Mitarbeiter hätten den Kunden nicht einmal die elementaren Fragen zum finanziellen Status und den Finanzkenntnissen gestellt, hatten die Verbraucherschützer bemängelt Die Konsequenzen bei einem Verstoß gegen das Wertpapierhandelsgesetz können nach BaFin-Angaben von einer Abmahnung bis zur Abberufung des Geschäftsleiters reichen, wie das Blatt schrieb.