Der KfZ-Branche steht noch ein hartes Jahr bevor. Die Prognosen sind düster. Die Unternehmen hoffen jetzt auf neue Märkte.

Frankfurt/Main. Nach dem Ende der Abwrackprämie rechnet die Branche für 2010 im Inland mit einem Einbruch der Neuzulassungszahlen um bis zu eine Million auf 2,75 bis drei Millionen Einheiten. „Das Jahr 2010 wird für die gesamte Automobilindustrie erneut enorme Belastungsproben bereithalten“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann. Für 2009 gehen die Branchenverbände VDA und der Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) dank der staatlichen Stütze von einem Anstieg der Pkw-Verkäufe auf 3,8 (Vorjahr: 3,1) Millionen aus. Die Hoffnungen auf die Zeit danach richten sich auf die Schwellenländer, allen voran auf China, wo der Pkw-Boom auch im nächsten Jahr anhalten soll.

„China ist weiter auf Rekordkurs, selbst in Russland ist eine langsame Bodenbildung zu erwarten“, sagte Wissmann. Er rechnet damit, dass der Pkw-Absatz in der Volksrepublik in diesem Jahr wegen staatlicher Steueranreize um 44 Prozent zulegen wird. Im kommenden Jahr dürfte der Absatz in China nach VDA-Schätzungen um zwölf Prozent auf über neun Millionen Pkw wachsen.

In den USA, wo sich die Nachfrage nach einem vierjährigen Schrumpfkurs im November belebt hat, rechnet der VDA für 2010 mit einem Wachstum von zehn Prozent auf 11,3 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Nach den tiefen Einschnitten der vergangenen Monate wollen die Hersteller ihre Produktion nun wieder steigern. Die Opel-Mutter General Motors etwa plant für das erste Quartal in Nordamerika eine Aufstockung um 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als der Konzern vor der Insolvenz stand.

Auch in Brasilien und Indien wachsen die Pkw-Märkte. Angesichts der in der Krise weltweit leergeräumten Lager rechnen sich die Hersteller daher bessere Exportchancen aus. „Wenn jetzt die Nachfrage anzieht, wirkt sich das direkt auf Export und Produktion aus“, sagte Wissmann.

Allerdings dürfte die Nachfrage in Westeuropa nach dem Wegfall staatlicher Anreize im nächsten Jahr „nicht in den Himmel wachsen“. 2009 werde mit 13,4 Millionen Wagen noch nahezu das Vorjahresvolumen erreicht. „Dies wird 2010 nicht mehr realisierbar sein“, sagte der VDA-Chef.

Die Gewinne der Autobauer bleiben daher unter Druck. Viele Hersteller schreiben trotz staatlicher Stütze Verluste. Ausnahmen sind der VW-Konzern, der am stärksten von der Abwrackprämie profitiert hat, und BMW. Nach einem dramatischen Absatzeinbruch bis zum Sommer steigt die Nachfrage nach BMWs und Minis wieder. „Für November rechnen wir mit einem deutlichen Wachstum im hohen einstelligen Bereich“, sagte Vorstandschef Norbert Reithofer. Auch im Dezember erwarte er einen Zuwachs. Im Gesamtjahr werde der BMW-Konzern 10 bis 15 Prozent hinter den 2008 verkauften 1,436 Millionen Autos zurückbleiben.

Wissmann rief die Banken dazu auf, bei der Kreditvergabe an Hersteller und Lieferanten nicht zu knausern. Statt klassischer Kriterien sollten bei Kreditentscheidungen künftig die mittelfristigen Marktchancen und das Innovationspotenzial von Unternehmen zur Grundlage genommen werden. Sonst würden Unternehmen bei der einsetzenden Erholung der Konjunktur aufgrund „alter Zahlen“ falsch bewertet und in Finanzierungsschwierigkeiten geraten.

Der Branche sei es dank Kurzarbeit bisher gelungen, die Stammbelegschaften stabil zu halten. Die Zahl der Kurzarbeiter, die im Februar mit 273.000 Beschäftigten einen Höchststand erreichte, verringerte sich laut Wissmann seither auf etwa 100.000. Die Zahl der Beschäftigten sei im Schnitt der ersten neun Monate um drei Prozent auf 726.000 gesunken. Diesen Stand 2010 zu halten, werde aber nicht leicht.

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