Hamburg. In den deutschen Seehäfen droht ein Konflikt um die Bezahlung der Beschäftigten. "Wir wollen zumindest zeitlich befristet einen Krisenbewältigungstarif abschließen", sagte der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Detthold Aden, gestern in Hamburg. Dabei sollen Arbeitnehmer künftig flexibler eingesetzt werden können und Einsparungen bei den Personalkosten von 15 bis 20 Prozent möglich sein. Zur Disposition sollen dabei Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Zulagen der Unternehmen stehen, die oftmals Haustarife abgeschlossen haben. Der Vorstoß soll laut Verband die festen Arbeitsplätze in den Häfen sichern. "Wir haben stolze Tarife aus den Boomjahren. Jetzt müssen wir da mal ran", so Aden.
Die Gewerkschaft Ver.di verwies gestern auf den Rahmentarifvertrag zur Beschäftigungssicherung, bei dem die Einkommen um 15 Prozent abgesenkt werden könnten. "Diese Möglichkeiten sind noch nicht ausgeschöpft", sagte Ver.di-Sprecherin Claudia Haß dem Abendblatt. Solange dies nicht geschehen sei, gebe es für die Gewerkschaft keinen Anlass für neue Verhandlungen. Laut Aden sollen die Gespräche aber Anfang 2010 aufgenommen werden. "Möglicherweise sollen die Tarife nun dauerhaft gesenkt werden", fürchtet Ver.di-Sprecherin Haß.
Nach einem Rückgang um 20 Prozent im ersten Halbjahr 2009 hat der Güterumschlag im zweiten Quartal im Vergleich zum Jahresbeginn wieder um 2,7 Prozent zugelegt. Insgesamt rechnet der Verband mit einem Volumen von 265 Millionen Tonnen - 16 Prozent weniger als 2008, als das Rekordergebnis von 318 Millionen Tonnen erzielt wurde. Durch die Krise sank die Zahl der Beschäftigten in den 16 größten deutschen Häfen von 12 291 auf nunmehr 11 738. "Dies betrifft im Wesentlichen Leiharbeitnehmer", sagte Aden. Für das kommende Jahr rechnet er beim Umschlag wieder mit einem Plus von drei Prozent auf 273 Millionen Tonnen.
Nachdem der Hafen Rotterdam einen Krisenrabatt auf das Hafengeld für 2010 angekündigt hat, sei es nun wichtig, die Anlaufkosten in den deutschen Seehäfen wettbewerbsfähig zu gestalten, sagte der ZDS-Präsident. "Dabei geht es um die Kosten für Lotsen, Festmacher, Schlepper und auch die Gebühren für den Nord-Ostsee-Kanal", so Klaus-Dieter Peters, Chef der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), der im Präsidium des ZDS sitzt. Es gebe aber auch Gespräche zwischen Terminalbetreibern und Reedern. "Wir versuchen, Abwanderungen von Reederein zu vermeiden." Ende November/Anfang Dezember will Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) ein neues Konzept für den Hafen vorlegen. Dabei sollen Reedereien Rabatte erhalten, die viel Ladung mitbringen.