Die Wirtschaftskrise hat die Unternehmen der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie noch fest im Griff. 68 Prozent der Firmen beurteilen die gegenwärtige Situation als unbefriedigend oder schlecht, geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage von Nordmetall, dem Verband der Metall- und Elektroindustrie, hervor.
Hamburg. Bei 59 Prozent der Firmen reichen die Aufträge nur noch für drei Monate. Nach der in Hamburg vorgestellten Umfrage rechnen knapp zwei Drittel der Firmen für die kommenden Monate mit einer Stagnation ihrer Geschäfte auf dem gegenwärtig schwachen Niveau (63 Prozent). Ein Viertel erwartet eine Verschlechterung (25 Prozent). Nordmetall vertritt 255 Firmen in Norddeutschland mit 105 000 Mitarbeitern.
Leichte Erholungstendenzen bei den Auftragseingängen reichen nicht aus, um schon von einer Wende zu sprechen. "Wer 20 Meter unter Wasser ist, dem hilft ein Meter Auftrieb nicht, um wieder Luft zu holen", sagte Ingo Kramer, Präsident des Arbeitgeberverbandes Nordmetall. Die deutsche Metall- und Elektroindustrie werde in diesem Jahr erstmals in der Nachkriegszeit Verluste schreiben.
Angesichts dieser Aussichten überrascht es, dass 64 Prozent der befragten Firmen ihre Stammbelegschaft stabil halten wollen. "Die Kurzarbeit wirkt, kostet aber die Unternehmen auch viel Geld, da die Ansprüche auf vollen Urlaub, Urlaubs- und Weihnachtsgeld erhalten bleiben", sagte Kramer. In Hamburg planen 33 Prozent der Betriebe, künftig Mitarbeiter abzubauen. Dass der Rotstift nicht sofort wie sonst üblich bei der Belegschaft angesetzt wird, ist auch der demografischen Entwicklung geschuldet. "Die Firmen fürchten, gute Leute zu verlieren, die sie dann im Aufschwung nicht wiederbekommen", sagte Kramer.
Gleichzeitig gibt es in einigen Unternehmen offenbar Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und der Unternehmungsleitung über Öffnungsklauseln im Tarifvertrag. So kann von tarifvertraglich vereinbarten Leistungen abgewichen werden. Wie viele Betriebe betroffen sind, konnte Nordmetall nicht sagen. "Es hilft den Firmen nicht, wenn solche Dinge an die Öffentlichkeit gelangen", sagte Kramer. Ein Sprecher der IG Metall Küste sprach von Einzelfällen.