Autohersteller Karmann ist insolvent und zum 1. November droht das endgültige Aus. Aber Volkswagen könnte jetzt aus der Krise helfen.

Hamburg/Osnabrück. Für den insolventen Osnabrücker Autohersteller Karmann gibt es Hoffnung. Der Autokonzern Volkswagen will einem Medienbericht zufolge Karmann übernehmen. Der Wolfsburger Konzern biete einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" vorab. Zudem sind offenbar andere Autohersteller bereit, ihre Rechnungen bei Karmann zügig zu begleichen. Karmann droht ohne frisches Geld schon am 1. November die endgültige Schließung. Dann würden die verbliebenen 1600 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Entlassung der Hälfte von ihnen ist ohnehin geplant.

Die Zukunft des Unternehmens hänge nun von den drei Eigentümerfamilien Battenfeld, Boll und Karmann ab, an deren unrealistischen Forderungen nach Ansicht von VW-Managern bisher eine Übernahme scheiterte, wie das Magazin weiter berichtet. Die Familien sollen nahezu hundert Millionen Euro für das marode Unternehmen verlangen. VW sei aber zu keinerlei Verhandlungen über den angebotenen Kaufpreis bereit. „Entweder sie akzeptieren, oder das war es“, zitiert das Blatt einen VW-Manager.

Nach Informationen der „Neuen Osnabrücker Zeitung" hat zumindest BMW zwischenzeitlich offene Rechnungen bezahlt. Der Stuttgarter Autobauer Daimler wolle mit Karmann am Montag über eine „Gesamtlösung“ sprechen. Ob das ausreicht, das kriselnde Unternehmen über den 1. November hinaus zu retten, sei unklar. Daimler schulde Karmann einen zweistelligen Millionenbetrag.Aus Branchenkreisen heißt es, Daimler halte das Geld wegen möglicher Schadenersatzansprüche gegen Karmann zurück.

Normalerweise hätte Karmann Geld zurücklegen müssen, um im Fall von fehlerhaft produzierten Autos Schadenersatz an den Vertragspartner Daimler leisten zu können. In der Branche sei das so üblich. Möglicherweise war das aber Karmann aufgrund der Insolvenz nicht möglich. Daraufhin habe offensichtlich Daimler das Geld vorsorglich von der Auftragssumme abgezogen und als Sicherheit zurückbehalten.

Ein Sprecher von Insolvenzverwalter Ottmar Hermann wollte den Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ auf Nachfrage nicht bestätigen. Zu vertraulichen Verhandlungen gebe es keine Kommentare, sagte er. „Wir klammern uns an jeden Strohhalm“, sagte derweil der stellvertretende Karmann-Betriebsratsvorsitzende Gerhard Schrader. Das Unternehmen brauche vor allem Zeit, damit „Investorenprozesse“ abgeschlossen werden könnten.

Am Freitag war es kurzzeitig zu Arbeitsniederlegungen bei Karmann gekommen. Das Insolvenzteam sicherte den Beschäftigten daraufhin zu, die erst für November fälligen Oktober-Löhne schon in der nächsten Woche zu zahlen. Dann sollen auch die Beschäftigten informiert werden, ob das Unternehmen nach dem 1. November weiterbestehen wird. Zuvor war über eine drohende Schließung von Karmann zum 1. November berichtet worden. Der Sprecher des Insolvenzverwalters bewertete die finanzielle Situation des Unternehmens zwar als ernst, es gebe jedoch keinen Stichtag, betonte er.