Das Unternehmen Blau.de aus dem Hamburger Schanzenviertel will von der Wechselstimmung der Verbraucher profitieren.
Hamburg. Ein neuer Wettbewerber aus Hamburg greift auf dem umkämpften Energiemarkt an. Der Mobilfunkanbieter Blau.de aus dem Schanzenviertel bietet ab heute bundesweit Ökostrom und Gas an, wie das Abendblatt erfuhr. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um in diesen großen Markt einzusteigen", sagte Geschäftsführer Martin Ostermayer. Die Marktforschung habe gezeigt, dass in den kommenden Jahren mindestens jeder vierte Haushalt seinen Energieanbieter wechseln werde.
"Wir wollen unsere Philosophie vom Mobilfunk auf die Energiebranche übertragen", erläuterte Ostermayer sein Konzept. Das heißt: Ebenso wie beim mobilen Telefonieren gibt es einheitliche Preise ohne Vertragsbindung, Vorkasse oder versteckte Kosten. Konkurrenten wie den wachsenden Ökostromanbieter LichtBlick oder den geplanten kommunalen Versorger Hamburg Energie fürchtet der Unternehmer nicht, im Gegenteil: "Unsere Konkurrenz hat den Boden für einen Wechsel der Verbraucher gut bereitet."
Den Einstieg in die neue Branche vergleicht er mit dem Debüt von Blau.de auf dem Mobilfunkmarkt. Im Jahr 2005 hatte Ostermayer mit seinen Geschäftspartnern Thorsten Rehling und Dirk Freise Blau.de als einen der ersten unabhängigen Discountanbieter gegründet. Seit 2008 gehört das Unternehmen mit 80 Mitarbeitern der niederländischen E-Plus-Mutter KPN. "Damals gab es im Mobilfunk starre Preise und einen Tarifdschungel", sagte Ostermayer. "Wir haben für einen gewissen Umbruch gesorgt."
Tatsächlich sind die Kosten für Handytelefonate zwischen 2005 und 2008 laut dem Statistischen Bundesamt um 12,6 Prozent gefallen. Günstige Marken wie Aldi, Simyo, Congstar oder eben Blau.de machen den etablierten Marktführern Konkurrenz. Kundenzahlen gibt Blau.de zwar nicht heraus, zählt nach eigenen Angaben aber zu den führenden Anbietern im Mobilfunkdiscount.
Unter dem Markennamen Blux, eine Mischung aus "blau" und "lux" (Latein für Licht), will Ostermayer nun auch im Bereich Gas und Ökostrom punkten. Beides wird über die RWE-Tochter Eprimo an die zukünftigen Blux-Kunden geliefert. Mit 4,93 Cent pro Kilowattstunde plus einem monatlichen Grundpreis von zehn Euro ist Bluxgas momentan günstiger als der Marktführer E.on Hanse. Ab Oktober senkt dieser seine Preise zwar auf ein ähnliches Niveau, bindet seine Kunden aber für ein Jahr.
Der Ökostrom aus Wasserkraft von Blux liegt bei einem Arbeitspreis von 20,24 Cent pro Kilowattstunde plus monatlichen 6,67 Euro Grundpreis über den Preisen von Marktführer Vattenfall. "Ökostrom kostet eben etwas mehr", erklärt Ostermayer. "Wir wollen die Kunden mit Transparenz und Flexibilität gewinnen."
Das begrüßt Energieexpertin Dagmar Ginzel vom Vergleichsportal Verivox: "Die flexible Kündigungsfrist ist ein großer Vorteil für die Kunden, falls sich die Preise verändern." Jeder neue Wettbewerber, der den Markt unter Druck setzt und so zu günstigeren Preisen für den Verbraucher führt, sei deshalb willkommen.